Soziale Ungleichheiten schreiben sich in städtische Räume auf verschiedene Weise ein. Sei es in ungleichverteilten Möglichkeiten des sich Einbringens in Entscheidungsprozesse oder der Wahl des Wohnstandortes. Menschen mit niedrigen Einkommen leben oftmals auf beengtem Wohnraum, der schlecht ausgestattet ist und nicht gegen die zunehmende Stadthitze resistent ist. Diese Form der Ungleichheit wurde insbesondere in der Zeit der Pandemie sichtbar. Soziale Ungleichheit wird inkooperiert in Form von Klassenlage, Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht. Strukturell haben privilegiertere Schichten einen besseren Zugang zu Bildung und Eigentum. Der städtische Raum ist das Spiegelbild dieser intersektionalen Ungleichheiten, die sich auf Ebene des Alltags, in der Architektur und Gestaltung des öffentlichen Raums und seiner Nutzung zeigen. Ungleich verteilt sind auch die Möglichkeiten sich in Entscheidungsprozesse zu involvieren, sei es in Form des Wahlrechts oder der Gestaltung des Stadtraums. Widerständige Praktiken im Umgang mit diesen ungleichverteilten Möglichkeiten sind zum einen Protest, künstlerische und aktivistische Praktiken und zum anderen alternative Formen der Nutzung. Im Rahmen des Seminars werden wir uns auf theoretischer Ebene mit sozialen Ungleichheiten im Stadtraum befassen. Dazu werden wir verschiedene Texte gemeinsam diskutieren und Orte in der Stadt untersuchen an denen sich Ungleichheiten einschreiben. Jede Studierende verfasst einen Essay, in dem sie Theorie und Empire entlang einer ausgewählten Fragestellung bearbeitet, die zuvor in der Gruppe untersucht wurden.
Vorläufige Forschungsfragen, die im Rahmen des Kurses untersucht werden sollen, sind in drei Themenbereiche gegliedert und lauten wie folgt:
1: Nutzungen und Praktiken
Wer ist auf den öffentlichen Raum angewiesen und wie nutzen verschiedene Nutzergruppen den öffentlichen Raum? Wie differenziert sich die Gestaltung in den verschiedenen Stadtteilen?
Welche Funktion erfüllt der öffentliche Raum für die verschiedenen Nutzergruppen?
Wer kann sich welche städtischen Teilräume aneignen?
2: Akteur:innen und Anthropologien des Politischen in der Planung
Wie und von wem wird das Recht auf Stadt eingefordert? (Anhand ausgewählter Beispiele) Wie organisieren verletzliche Gruppen ihre Interessen und wer vertritt sie? Wer kann sich wie in Entscheidungsprozesse einbringen? Welche Praktiken des Kommunizierens und Kümmerns können erforscht werden?
3: Wie schreibt sich soziale Ungleichheit und Hierachisierungen in den Stadtraum ein?
Wie schreiben sich soziale Ungleichheiten in den Stadtraum ein? Wie wird dies auf der materiellen Ebene, in der Nutzung, Wahrnehmung und Darstellung des städtischen Raums sichtbar? Welche Barrieren und Ungleichheiten gibt es im öffentlichen Raum aus der Perspektive der jeweiligen Gruppen? Wie schreiben sich räumliche Hierarchien in die Gestaltung ein?
Forschungsfelder:
Reumannplatz (Sozialraumanalyse - Kartierung von Bewegungsabläufen und Raumaneignung,) 1 Vortrag auf Basis einer kleinen Recherche (zur Planungsgeschichte des Platzes)
Verknüpfte Themenfelder: dichte und vielfältige städtische öffentliche Räume, Stadtgestaltung und Partizipation, Sichtbarkeiten und Hierarchien im Stadtraum.
Matzleinsdorfer Platz (Kunst und Forschung) kleine Interventionen am Matzleinsdorfer Platz, die den Platz als urbanes Wohnzimmer nutzen, unter Berücksichtigung des Themas Mobilität und deren Wandel
Verknüpfte Themenfelder: Mobilität in der Stadt - Gestaltung des öffentlichen Raums in Zeiten des Klimawandels und des öffentlichen Wohnbaus (Jahrzehnt der 1950er Jahre)
Im Rahmen des Seminars werden wir vier städtische Gebiete untersuchen und verschiedene Methoden der räumlichen und qualitativen (ethnographischen) Forschung ausprobieren.
Das Kick-Off des Wahlmoduls 5: Gesellschaft, Alltag und Raum findet am 4. Oktober 2022, 09:00-11:00 Uhr gemeinsam mit allen Lehrveranstaltungsleiter_innen der Kernfächer und Ergänzungsfächer statt.
Wir laden alle Studierenden ein teilzunehmen:
Dienstag, den 04.10.2022 | 09:00 - 11:00 Uhr | Seminarraum BA 02B
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Der Kurs richtet sich in erster Linie an Studierende im Master Raumplanung und Architektur sowie interessierte Bachelorstudierende in den letzten Semestern. Wir laden ausdrücklich auch Studierende von anderen Universitäten ein, die sich mit raum- und stadtforschungsbezogenen Fragestellungen beschäftigen, als „Mitbeleger“ an der Lehrveranstaltung teilzunehmen. Die Lehrveranstaltung findet auf Englisch statt. Wir unterstützen die aktive Teilnahme der Studierenden in Debatten durch interaktive Lernformate. Wir ermutigen Studierende sich in die Gestaltung der Lehrveranstaltung einzubringen, um eigene Ideen und kritische Perspektiven zu entwickeln. Kontakt: (info@skuor.tuwien.ac.at).
Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten:
Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)