Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, eine eigenständige Fragestellung im gegebenen Themenfeld zu entwickeln, diese in Form eines Forschunsantrages zu kommunizieren und im Rahmen einer Expedition das Feld entsprechend zu erforschen.
Mit Gastprofessorin Maren Harnack richten wir den inhaltlichen Fokus im kommenden Semester auf die öffentlichen Räume ausgewählter Großwohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne in London, Sheffield, Brüssel, Amsterdam, Genua, Rom, Split und Skopje. Neben den architektonischen und städtebaulichen Eigenheiten dieser Planungsareale, werden auch die jeweiligen wohnbaupolitischen und bodenpolitischen Entwicklungen thematisiert.
Maren Harnack studierte Architektur, Stadtplanung und Sozialwissenschaften in Stuttgart, Delft und London. 2010 promovierte sie bei Michael Koch und Martina Löw mit der Arbeit Rückkehr der Wohnmaschinen. Sozialer Wohnungsbau und Gentrifizierung in London (transcript Verlag, 2012). Sie ist seit 2011 Professorin für Städtebau an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im sozialen Wohnungsbau, dem Städtebau der Moderne und dem Imagewandel von Gebäuden und Quartieren. Sie leitet das Forschungslabor Nachkriegsmoderne – Zur Zukunftsfähigkeit von Baukultur und Siedlungsbau 1945-1975.
Die Siedlungen der 1960er und 1970er Jahre sind die sichtbaren Zeugnisse eines Sozialstaats, der heute wie eine ferne Utopie erscheint. Sie waren als vollwertige Umgebungen geplant, die ihren Bewohner*innen nicht nur ein gesundes, sondern auch ein sozial und kulturell befriedigendes Umfeld bieten sollten. Die jüngeren Diskussionen um die Qualitäten der Siedlungen – Möglichkeiten der Aneignung, individuelle Lebensgestaltung, soziale Probleme und gestalterische Defizite – blenden dies weitgehend aus und unterstellen, dass sie für die meisten Ihrer Bewohner*innen heute kaum mehr sind als praktische Schlafstätten.
Diese Siedlungen zeichnen sich durch ein differenziertes Angebot von Freiräumen und Räumen für die Gemeinschaft aus, das programmatisch begründet war und die Gestaltung der Siedlungen auf allen Maßstabsebenen durchzieht. Während sie in der aktuellen Städtebau-Diskussion oft als „undefiniert“ bezeichnet und eher negativ gesehen werden, können sie unter zunehmend neoliberalen Marktbedingungen dringend nötige Orte der Aushandlung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts sein, die wir uns in neuen Siedlungen leider nur noch selten leisten.
Konkret geht es im Rahmen der Field Trips um die wissenschaftliche Vorbereitung, Durchführung, Dokumentation und Auswertung von Expeditionen (im Sinne von Entdeckungs- bzw. Forschungsreisen).
Phase 1: Vorbereitung (März-April)
In vorbereitenden Workshops werden theoretische Positionen des Themenfeldes diskutiert. Die für das jeweilige Expeditionsziel relevanten Fragestellungen, sowie geeignete Methoden der Informationsgewinnung werden in Kleingruppen erarbeitet und in einem Forschungsantrag präsentiert. Für die Durchführung der Forschungsreisen werden über das future.lab Stipendien, finanziert durch Mittel der Stadt Wien, vergeben.
Phase 2: Expedition (Mai)
Anstelle einer gemeinsamen Exkursion machen sich die Teams eigenständig im Zeitraum Mai 2020 für 10 bis 14 Tage auf Erkundungstour in die jeweilige Siedlung – beobachten, führen Gespräche, zeichnen auf und dokumentieren. Während der Expeditionen führen sie täglich einen Blog und berichten über ihre Beobachtungen.
Phase 3: Auswertung (Juni)
Nach der Expedition gilt es die Beobachtungen, das Archivmaterial, die Feldnotizen und die Interviews auszuwerten und zu reflektieren. Die gesammelten Informationen sollen geordnet, neu assoziiert und in Bezug auf die ursprüngliche Forschungsfrage präzise ausgearbeitet werden: Syntheseleistung!
Die Lehrveranstaltung wird studienrichtungsübergreifend angeboten und richtet sich an Masterstudierende der beiden Studienrichtungen Architektur und Raumplanung. Architekturstudierende können sich die Lehrveranstaltung folgendermaßen anrechnen lassen: Modul (10 ECTS) + freie Wahlfächer (2 ECTS). ACHTUNG: Eine Anrechnung im Sinne eines Moduls inklusive Ergänzungsfächer ist nicht möglich!
Die Anmeldung zur Lehrveranstaltung erfolgt in Form eines Motivationsschreibens bis 1. März – maximal eine A4-Seite, in der Sie den Wunsch zur Teilnahme an den Field Trips begründen. Zu senden an jerome.becker@tuwien.ac.at
- Vorrecherche und Forschungsantrag (Text, Grafiken, ...)
- Expedition (Feldnotizen, Blogeinträge, Soundaufnahmen, ...)
- Synthese der Expedition (Text, Grafiken, Radiofeature*, ...)
*Zur Grundausstattung jeder Expeditionsgruppe gehört ein Audio-Aufnahmegerät. Die Interviews und Soundaufnahmen werden zu einem Radiofeature zusammengeschnitten und in einer Episode von Apalaver (http://www.apalaver.com/blog_apalaver/) auf Radio Orange ausgestrahlt.
Nicht erforderlich