Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage:
• die grundlegenden ethischen Normen der Wissenschaft und zusätzlich jene ihres Fachbereichs zu kennen
• in Einklang mit den grundlegenden ethischen Normen der Wissenschaft und zusätzlich mit jenen ihres Fachbereichs zu handeln
• wissenschaftliches Fehlverhalten zu erkennen und einzuordnen
• Qualitätsstandards im eigenen Forschungsprozess einzuhalten
• Softwarelösungen zur Content-Qualitätssicherung einzusetzen und Reports korrekt zu interpretieren
Woher kommt die "gute wissenschaftliche Praxis" überhaupt, und warum ist deren Sicherung nicht nur für das gesamte Universitätspersonal, sondern auch für alle Studierende so wichtig? – Die Vorlesung beschäftigt sich überblicksartig…
- sowohl mit den Formen der Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeiten (wie Codes of Conduct, Plagiatssoftwareprüfung, Stilometrie-Softwareeinsatz, Double Blind Peer Review, Open Commentaries, Science Watch Blogs und Plattformen, Whistleblower, Open Data, Open Access)
- als auch mit den Formen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens (wie Plagiat, Ghostwriting, unethischer Autorschaft, Datenmanipulation, Datenfabrikation, Sabotage, falscher Rufschädigung)
- und deren Grauzonen (den sogenannten Questionable Research Practices/QRPs wie etwa p-Hacking oder HARKing).
- Ein Fokus liegt auch auf den Möglichkeiten zum Selbsttest für Studierende (etwa Software PlagScan oder WriteCheck).
Die Themen Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis, wissenschaftliches Fehlverhalten und die Grauzone der QRPs sollen zumindest
- historisch,
- juristisch und
- wissenschaftsethisch
beleuchtet werden.
Aktuelle Diskussionen zu Academic Hoaxes, zu Fake Science oder zur Replication Crisis sollen die Vorlesung bereichern.
Die Fokussierung auf wissenschaftliche Redlichkeit im Rahmen einer eigenen Vorlesung reagiert auf die veränderten Rahmenbedingungen für ein akademisches Studium wie etwa:
- Medialisierung/Digitalisierung und dadurch sich verändernde Lese- und Schreibgewohnheiten und -kompetenzen
- Virtualisierung der Lehre durch eLearning
- Studienverkürzung und „Verschulung“ durch den Bologna-Prozess
- „Akademischer Kapitalismus“/allgemeine Ökonomisierung, Rationalisierung und zunehmende Zweckorientierung des Studiums
- Medialisierung prominenter Plagiatsfälle und
- neue Wissenschaftsirrationalismen wie Klimawandelleugnung oder Impfgegnerschaft
Es ist dies die erste interfakultäre Vorlesung dieser Art in Österreich. Bundesdeutsche medizinische Studiengänge haben eine entsprechende Lehrveranstaltung vor kurzem als Pflichtfach eingeführt – vor allem auch zur Qualitätssicherung medizinischer Dissertationen.
Am 14.11.2019 durften wir um 17:00 Mag. Daniela Sibitz vom Österreichischen Patentamt in der Lehrveranstaltung begrüßen. Ihr Thema: Die drei Schutzrechte Marke, Muster und Patent sowie die Möglichkeiten der Datenbankrecherche mit den Online-Tools des Patentamts.
An beiden Tagen werden zudem interaktive Elemente wie Live-Votings und multimediale Komponenten wie Online-Kurse, Kurzfilme und Podcasts die Lehrveranstaltung auflockern.
Literatur:
TU Wien (2007): Code of Conduct – Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
Singapore Statement on Research Integrity (2010)
European Science Foundation – ESF (2011): The European Code of Conduct for Research Integrity
Deutsche Forschungsgemeinschaft – DFG (Zweite Auflage 2013, erste Auflage 1998): Denkschrift „Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“, Wiley-VCH/DFG
Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität – ÖAWI (Neugestaltung 2019, Stand 2015): Richtlinien der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität zur Guten Wissenschaftlichen Praxis
Bildernachweise: Wortwolke eigene Darstellung S.W., 2019; Screenshots von YouTube-Uploads im TUWEL-Kurs zur VO, 2019
Case Studies, Software-Demonstrationen, Überprüfungen konkreter wissenschaftlicher Abschlussarbeiten, Podcasts, kurze Videos, interaktive Live-Befragungen mit Mentimeter, externer Gastvortrag (Mag. Daniela Sibitz, Österreichisches Patentamt), ev. eigene Vortrags-Kurzinputs der Studierenden. Das Material findet sich im Anschluss der VO-Blöcke auf TUWEL.