Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, eine wissenschaftliche Fragestellung zu einem vorgegebenen Thema zu formulieren und diese gestützt auf empirisches Datenmaterial (Texte, Interviews, Bilder) im Rahmen einer schriftlichen Arbeit zu bearbeiten. Sie machen erste Erfahrungen und erwerben Kompetenzen im Bereich der sozialwissenschaftlichen Wohn(bau)forschung, sie werden mit dem soziologischen Handwerk vertraut gemacht (lernen Beobachtungsprotokolle anzufertigen, Interviews zu führen und verschiedenes Datenmaterial zu interpretieren) und erwerben wissenschaftliche Schreibkompetenz.
Im Rahmen des Seminars wird ein kleines empirisches Projekt mit Architekturbezug durchgeführt. Dabei können Praktiken (der Aneignung und Nutzung, Planung und werblichen Darstellung von Wohnraum, der Wohnungssuche, Bild- und Wertproduktion etc.) im Vordergrund stehen, oder auch Haltungen, Wahrnehmungen und Zuschreibungen verschiedener Akteure*innen (etwa Architekten*innen, Nutzer*innen, Bauträger, Hausverwaltungenetc.). Die Daten werden entweder von den Studierenden selbst erhoben (etwa in Form von Interviews, Bildern, Beobachtungsprotokolle), und/oder es wird vorfindliches Material (Werbung, Websites, Hausordnungen, Artikel aus der Tagespresse etc.) herangezogen. Im Zentrum steht immer die gemeinsame Interpretation von selbst erhobenen oder gesammelten Daten – zu einem Thema bzw. sozialen Phänomen, das zu untersuchen für angehende Planer*innen relevant ist. Die Themen wechseln von Semester zu Semester.
Im Sommersemester 2024 beschäftigen wir uns mit dem Thema:
*** Shared Spaces, Commons, Gemeinschaftsräume im Wiener Wohnbau ***
Kollaboratives mehrjähriges Forschungs- und Lehrprojekt, bei dem 15 Studierende aus der Architektur mit 15 Studierenden aus der Raumplanung zusammenarbeiten. Die Anmeldung für Studierende der Raumplanung erfolgt für folgendes Seminar (+ Exkursion):
280.948 Alltag, Differenz und Intersektionalität in der Stadtforschung SE, 2.0h / 3ECTS + Exkursion 280.A98 Fokus Raumplanung - Shared Spaces, Commons und Gemeinschaftsräume
Einführung: Mi. 6. März 13:00 Uhr (pünktlich), Seminarraum AC 02 - 2 - ARCH Termine: wöchentlich Mittwoch 13:00–16:00
Der Trend zu Baugemeinschaftsprojekten und gemeinschaftlich genutzten Flächen im geförderten Sektor legt eine Beschäftigung mit dem Thema „Gemeinschaftsräume“ nahe. Dem gesellschaftsdiagnostischen Befund einer „Wiederkehr der Gemeinschaft in der Spätmoderne“ (Rosa et al. 2010) wollen wir empirisch mit Fallstudien zur Nutzung von Gemeinschaftsräumen in neueren Wiener Wohnanlagen nachgehen. Wir wollen wissen, wieviel Gemeinschaft wirklich in Gemeinschaftsräumen steckt. Wo Gemeinschaftsträume warum besonders gut oder gar nicht gut funktionieren. Theoretisch wenden wir uns den Gemeinschaftsräumen aus Perspektive der Commons- und Gütertheorie zu. Dabei stellt sich die Frage, wann sich kollektiv genutzte (Innen- wie Außen-)Räume als Commons (= Gemeingüter), öffentliche Güter, private Güter oder Klubgüter klassifizieren lassen.
Wir werden in kleinen Teams (5-6 Personen) Feldarbeit in fünf Wiener Stadtquartieren durchführen (Wiesn Süd, Sonnwendviertel, Nordbahnhof, Seestadt Aspern, Wildgarten). Nach einer ersten gemeinsamen Besichtigung der Stadtentwicklungsgebiete werden Steckbriefe zu ausgewählten Wohnanlagen verfasst und Interviews mit Bewohner:innen geführt. Im Rahmen des Seminars sollen Studierende nicht nur praktisch mit empirischer Wohnforschung vertraut gemacht werden, sondern auch mit den in unterschiedlichen Wohnsektoren bzw. -modellen verfolgten Eigentums- und Governance-Regimen.
Qualitative Methoden der Sozialforschung; Feldforschung, (teilnehmende) Beobachtung, Befragung, verschiedenen Formen von Interview, Gruppendiskussion, Bildanalyse, Diskursanalyse.