264.222 Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2023W, SE, 3.5h, 5.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 3.5
  • ECTS: 5.0
  • Typ: SE Seminar
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage eine konkrete wissenschaftliche Fragestellungen zu erarbeiten, die dazu geeigneten Methoden zu entwickeln und selbständig zu forschen. Sie können intersektionale Zusammenhänge von Gender und Migration im Forschungsfeld der Architektur und Stadt verstehen. Das Seminar führt in Grundlagen der Forschung im Feld von Architektur- und Stadtforschung ein. Die Studierenden schliessen das Seminar mit einer schriftlichen Seminararbeit von 40.000 Zeichen ab.

Inhalt der Lehrveranstaltung

PLANETARISCH SORGE TRAGEN
Räumliche Praktiken und Umweltgerechtigkeit aus feministischen, migrantischen und dekolonialen Perspektiven

ImmoGrief 2022













Trauermarsch im Rahmen des Projekts "Immo Grief – für eine kollektive Kultur des Trauerns um ein Zuhause", Lisa Bolyos und Thmoash Schoiswohl, Foto: Michael Bigus, 2022

Die Forderung nach Umweltgerechtigkeit entwickelte sich aus multiplen sozialen Bewegungen – wie z.B. der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, oder indigenen aktivistischen Gruppen und feministischen Kollektiven in Lateinamerika. Sie organisieren sich gegen die Zerstörung ihrer Umwelt und protestieren dagegen, dass gesellschaftlich diskriminierte Gruppen von der ökologischen Zerstörung besonders betroffen sind. So sind zum Beispiel die Bewohner*innen von Stadtvierteln (oder auch Städten und Regionen) mit geringeren finanziellen Ressourcen oft besonders massiven Belastungen durch die Verschmutzungen von Luft, Wasser und Boden ausgesetzt. Auch global gesehen, wird die Umwelt – und damit die Lebensgrundlage ihrer Bewohner*innen – ungleich und ungerecht zerstört. Bewohner*innen ehemalig kolonisierter Gebiete leben seit Generationen mit der konstanten Ausbeutung und Zerstörung ihrer Umwelt. Gleichzeitig führt die Zerstörung von Lebenskontexten, zu verstärkten Migrationsbewegungen auf dem gesamten Planeten. 

Trotz dieser Umstände entwickeln aktivistische Gruppen, aber auch Theoretiker*innen und Künstler*innen, die für den Erhalt ihrer Umwelt Sorge tragen, Modelle des Protests und des Zusammenlebens, die sich den kapitalistisch-extraktivistischen Logiken widersetzen. Wobei ihre Modelle, Interventionen und Strategien von den jeweiligen ökonomischen, sozialen und geopolitischen Kontexten ihrer Handlungen abhängig sind. In europäischen Städten kleben sich Klimaaktivist*innen an Straßen fest und fordern Planer*innen einen kompletten Neubau- und Abrissstopp und einen neuen Umgang mit Bestand; in Ecuador wurde 2008 in der Verfassung die Möglichkeit verankert, dass Personen, Gemeinschaften oder Staaten das Recht der Natur nicht zerstört zu werden formal (in ihrem Namen) einklagen können—worauf aktivistischer Gruppierungen die Regierung verklagte, weil sie die Rechte geschützter Gebiete verletzt hatte. Dabei vereint die Protagonistinnen die Frage, wie wir auf einem „beschädigten Planeten“ (Haraway) zusammenleben können; sie betonen die Verstrickungen von menschlichem und nicht-menschlichen Leben, um eine besser bewohnbare Zukunft aufzubauen.

Im Seminar versuchen wir die komplexen Zusammenhänge von Sorge tragen um den Planeten und Umwelt(un)gerechtigkeit, im Kontext von Gender und Migration und dekolonialen Bewegungen zu verstehen und und deren räumliche Praktiken zu diskutieren, in dem wir unterschiedlichen Aspekte beleuchten und sie mit einander in Verbindung setzen. Dazu schauen wir uns Arbeiten von Künstler*innen und Kurator*innen, Theoretiker*innen, Geograph*innen und vor allem Aktivisit*innen an und diskutieren Beispiele ökologischer Zerstörung und aktivistischem Widerstand aus unseren lokalen Umgebungen. Ausgangspunkt unserer Forschung ist die bestehende Umwelt—Gebäude, Stadtlandschaften, industrielle Zonen, Infrastrukturen z.B. der Mobilität oder der Energieversorgung. Wir sehen uns an, wie mit Bestand umgegangen wird, wie dabei globale Ereignisse und lokale Situationen miteinander in Verbindung stehen, und wie sich Akteur*innen ermächtigen, um planetarisch Sorge zu tragen.

Beispiele für Texte und künstlerische Arbeiten, die wir im Seminar gemeinsam diskutieren werden:

Mierle Laderman Ukeles, Touch Sanitation Performance, 1979-80
Harun Farocki, The Silver and the Cross, 2010
Amanda Strong und Leanne Betasamosake Simpson, Biidaaban (The Dawn Comes), 2018
Smirna Kulenović, Our Family Garden II: Prva Ženska Linija, 2021
Macarena Gomez-Barris, The Extractive Zone, 2017
Donna Haraway, Staying with the Trouble, 2016
Elke Krasny, Maßstäbe der Sorge. Feministische Raumpraxen, 2022
Karin Reisinger, Struggles at the ‘Peripheries’: Situated knowledge production and feminist visions for post-extractive environments, 2022
Floating University, Seedbox for Urban Climate Activism, 2021
Lisa Bolyos und/and Tomash Schoiswohl, Immo Grief, 2022

Donna Haraway. 2016. Staying with the Trouble. Making Kin in the Chthulucene. Durham and London: Duke University Press.

Methoden

Die Lehrveranstaltung beruft sich grundsätzlich auf eine affirmative Pädagogik (nach Rosi Braidotti). 

Dabei bestehen die wesentlichsten Teile aus Text-, Buch- und Vortragsdiskussionen, Exkursionen, diskursiver Entwicklung der eigenen Fragestellung, welche auch zeichnerische Methoden involviert, sowie Workshops, die den Umgang mit wissenschaftlichen Quellen sowie das Verfassen von Abstracts praktisch einüben. Einzelbesprechungen sind zusätzlich zum Seminar möglich wenn erforderlich. 

Prüfungsmodus

Schriftlich

Weitere Informationen

Beachten Sie beim Verfassen der Ausarbeitung bitte die Richtlinie der TU Wien zum Umgang mit Plagiaten: Leitfaden zum Umgang mit Plagiaten (PDF)

Vortragende Personen

Institut

LVA Termine

TagZeitDatumOrtBeschreibung
Fr.10:00 - 13:0013.10.2023 - 19.01.2024Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.10:00 - 13:0026.01.2024Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2 - Einzeltermine
TagDatumZeitOrtBeschreibung
Fr.13.10.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.27.10.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.03.11.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.10.11.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.17.11.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.24.11.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.01.12.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.15.12.202310:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.12.01.202410:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.19.01.202410:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2
Fr.26.01.202410:00 - 13:00Seminarraum AC0440 264.222: Wahlseminar Kunst und Gestaltung 2

Leistungsnachweis

Schriftliche Seminararbeit (40.000 Zeichen)

 

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Wahlseminare18.09.2023 09:0021.09.2023 23:59

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
033 243 Architektur Keine Angabe6. SemesterSTEOP
Lehrveranstaltung erfordert die Erfüllung der Studieneingangs- und Orientierungsphase STEOP

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

bei Bedarf in Englisch