Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage zu einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema – im SS 2020 Finanzialisierung von Wohnraum – unter Einsatz unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksformen und -medien Stellung zu beziehen. Sie haben eine Vorstellung von (gesellschafts)kritischer Kunst entwickelt und sind sowohl für die ökonomische Ordnung der Stadt als auch für Interventionen im öffentlichen Raum sensibilisiert.
Hier kommt der Investor …
Das künstlerische Projekt A beschäftigt sich im SS 2020 mit Wohnraum als Investment. Es wird von Anita Aigner zusammen mit dem aus Zürich stammenden Künstlerduo Michael Meier und Christoph Franz durchgeführt.
Was populär ‚Investieren in Betongold‘ und in der wissenschaftlichen Fachliteratur ‚Finanzialisierung‘ heißt, mag für den Einzelnen von Vorteil sein, ist jedoch für die städtische Gemeinschaft von Nachteil. Um die Prozesse der Ökonomisierung von Wohnraum und ihre Effekte besser zu verstehen, müssen wir uns zunächst inhaltlich ‚aufwärmen‘ – mit dem Dokumentarfilm Push – Für das Grundrecht auf Wohnen (2019, siehe Trailer auf Youtube) und mit der Diskussion einschlägiger Fachliteratur.
Am Beispiel ausgewählter Arbeiten setzen wir uns mit verschiedenen Medien und Ausdrucksformen gesellschaftskritischer Kunst auseinander. Welche Taktiken wurden entwickelt, welche Medien zum Einsatz gebracht, um fragwürdige gesellschaftliche Entwicklungen (ob nun bescheiden zurückhaltend oder lautstark aktionistisch) kritisch zu kommentieren? Während Klaus Staeck und die Guerilla Girls auf Flyer, Poster und Postkarten setzen, um Widerstand zu leisten, genügt dem Street-Art Künstler Banksy die urbane Mauer. Konzeptuelle Ansätze reichen von Maria Eichhorn, die in Münster ein Grundstück erwirbt, um dieses vor der Bebauung zu bewahren, über Avril Corroons Käse, der aus Schimmelpilzen gemacht ist, den die Vermieter nicht entfernen wollen bis zu einem 1:1 Modell einer Vorsorgewohnung von Meier & Franz, das 2020 in Wien im öffentlichen Raum realisiert werden soll. Welches Medium hat welche Qualitäten? Wie und wo erreicht man die Menschen? Welche Rolle spielt der Kontext/die Positionierung?
Ziel der LVA ist es, individuell oder in der Kleingruppe ein künstlerisches Projekt zu erarbeiten, das die Transformation von Wohnraum in ein Anlageprodukt inhaltlich zum Gegenstand hat. Es wird sich während des Arbeitsverlaufs zeigen, ob etwaige Arbeiten über das Konzeptstadium hinaus realisiert werden können.
Die Anmeldung setzt einschlägiges Interesse voraus. Die LVA wird geblockt abgehalten. Voraussichtlich wird der erste Block am 2. und 3. März (ganztägig von 9:00-20:00 Uhr) im Modelliersaal der TVFA-Halle abgehalten; der zweite Block für 2-3 Tage in der Woche vom 18.-22. Mai.
Gruppendiskussion, selbständige Recherche, fallbezogenes Lehren und Lernen, Führen eines Arbeitsbuches, individuelles Erarbeiten und Präsentieren eines eigenständig (ev. in der Kleingruppe) erarbeiteten Projekts.