
LABORATORY OF POSTHUMANIST ARCHITECTURE
Welche kritischen Werkzeuge haben wir in einer zunehmend von Ausbeutung, Konflikten und Krisen geprägten Zeit, um uns eine bessere Zukunft vorzustellen? Vielschichtige und immer komplexer werdende Systeme sozialer Ungleichheit, die sich in verschiedenen Formen von Diskriminierung, rassistischer Gewalt, Klimawandel und Wohlstandsgefälle manifestieren, erzeugen das, was Mark Fisher als „Unbehagen“ bezeichnet – das Gefühl, dass es „nichts Neues“ gibt und geben kann. Dass es möglicherweise „keine Alternative“ zu den philosophischen Paradigmen gibt, die Extraktion, Ausbeutung und Individuation vorschreiben.
Das Modul Visuelle Kultur wird sich für das Wintersemester 2023–24 mit Strategien befassen, wie wir uns neue Formen von sozialer Bindung und Gemeinwesen vorstellen können. Im „Laboratory of Posthumanist Architecture“ werden wir darüber nachdenken, was es bedeutet, den Menschen in der Art und Weise, wie wir leben, denken und praktizieren, zu dezentrieren. Indem wir uns auf den Posthumanismus konzentrieren – einen Ansatz, der vorhandene Paradigmen der Weltgestaltung unterbricht und in Frage stellt ebenso wie er einen Weg zu neuen Paradigmen weist –, werden wir gemeinsam versuchen „Unruhe“ in binäres Denken zu bringen, um neue Wege zu diskutieren, wie wir die Beziehung des Menschen zur natürlichen Welt angehen können. Der Posthumanismus, der im Bereich der Philosophie und der kritischen Theorie durch Kritiker*innen wie Donna Haraway und Rosi Braidotti populär gemacht wurde, kann nicht mehr länger als eine Reihe von vagen Ideen und Überzeugungen gesehen werden. Er ist dabei, sich zu einem Denkansatz zu entwickeln, der auf strukturelle, räumliche und materielle Weise praktiziert und angewendet werden kann. Das „Laboratory of Posthumanist Architecture“ wird sich damit befassen, was es bedeutet, posthumanistische Philosophie in konkrete Begriffe im Bereich der Architektur zu übersetzen.
Zwischen den diskursiven Feldern der Architektur, der zeitgenössischen Kunst und der Theorie angesiedelt, wird das Modul eine Struktur für kritische Reflexion, kollaborative Diskussion und materielle Praxis durch Seminare, Lesegruppen, öffentliche Vorträge, Workshops und Vorführungen schaffen. Anhand von Beispielen aus Kunst, Architektur und Aktivismus wird erörtert, wie mit Kritik umzugehen ist – ergänzt durch alle zwei Wochen öffentliche Programme mit renommierten Denker*innen und Praktiker*innen aus der ganzen Welt, die sich jeweils mit dem Entwerfen, Kuratieren, Herstellen und Vorstellen einer besseren Zukunft und neuen Konzeptionen vom Menschen beschäftigen.
Die Studierenden werden aufgefordert, in einer aktiven und diskursiven Atmosphäre, sowohl unabhängig als auch gemeinschaftlich zu arbeiten. Mit Unterstützung der Lehrenden des Forschungsbereichs wird jede/r Studierende aufgefordert, ein kreatives Gruppenprojekt zu erstellen, das im Verlauf des Kurses konzipiert wird und praxisbezogene Interpretationen und Überlegungen zu den während der Dauer des Moduls aufgeworfenen Ideen zeigt. Die Studierenden werden auch gebeten, gemeinsam eine abschließende Gruppenausstellung zu konzipieren. Diese kollektive Intervention wird eine Antwort auf die Leitfrage des Moduls sein: Wie können wir uns posthumanistische Architektur vorstellen und mit ihr experimentieren?
Modul-Kernfächer
Gegenwartskultur
Visuelle Kultur der Stadt
Regime des Visuellen (Abhaltung in englischer Sprache!)
Kunst als Architekturkonzept (Abhaltung in englischer Sprache!)
Angewandte Kulturtheorie (Abhaltung in englischer Sprache!)
Modul-Ergänzungsfächer
Architekturen des Alltags (Abhaltung in englischer Sprache!)
Neue Modelle von Kultur und Kunstproduktion (Abhaltung in englischer Sprache!)
Exkursion Visuelle Kultur
TERMINE:
Montag, 2. Oktober 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Carmen Lael Hines + Marcel Schmitz
Einführung in das Modulprogramm
Montag, 9. Oktober 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Peter Mörtenböck + Helge Mooshammer
Seminar: A World of Matter
Montag, 16. Oktober 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Basurama + Carmen Lael Hines
Seminar: Plantare
Dienstag, 17. Oktober 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop + Carmen Lael Hines
Montag, 23. Oktober 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Basurama + Carmen Lael Hines
Seminar: Plantare
Dienstag, 24. Oktober 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop
Montag, 30. Oktober 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Mary Maggic
Seminar: Biohacking and Disobedience
Dienstag, 31. Oktober 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop + Carmen Lael Hines
November 2023
Montag, 6. November 2023
18:00 – 20:00 Uhr
Peter Mörtenböck + Helge Mooshammer + Visual Culture 2023/24 Professorial Fellow
Seminar
Montag, 13. November 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Mary Maggic
Seminar: Biohacking and Disobedience
Dienstag, 14. November 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop (optional)
Montag, 20. November 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Ido Nahari
Seminar: A Thing of the Past
Dienstag, 21. November 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop
Montag, 27. November 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Lisa Moravec
Seminar: Posthumanist Theory: A New Beginning or Recurring End?
Dienstag, 28. November 2023
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop
Dezember 2023
Montag, 4. Dezember 2023
ganztägig
Lisa Moravec + Carmen Lael Hines
Symposium
Montag, 11. Dezember 2023
14:00 – 16:00 Uhr
Peter Mörtenböck + Helge Mooshammer + Gäste
Seminar: A World of Matter II
Montag, 18. Dezember 2023
18:00 – 20:00 Uhr
Marti Manen
Seminar: Curating as a -Ing Form
Dienstag, 19. Dezember 2023 - Midterms
11:00 – 13:00 Uhr
Marti Manen + Carmen Lael Hines + Marcel Schmitz
Jänner 2024
Dienstag, 9. Jänner 2024
11:00 – 13:00 Uhr
Tutor/Student Workshop
Montag, 15. Jänner 2024
14:00 – 16:00 Uhr
Institute for Postnatural Studies
Seminar: The Cosmopolitical Garden
Dienstag, 16. Jänner 2024
11:00 – 13:00 Uhr
Institute for Postnatural Studies
Tutor/Student Workshop
Montag, 22. Jänner 2024
Öffentliche Schlusspräsentation
Weitere Informationen zu den einzelnen LVAs auf den jeweiligen LVA-Einträgen in TISS
sowie auf https://visualculture.tuwien.ac.at
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Visuelle Kultur umfasst eine kritische Auseinandersetzung mit der Vielfalt an Formen und Praktiken, in denen Kultur entlang historischer, politischer, sozialer und ökonomischer Prozesse produziert, verhandelt und in Gebrauch genommen wird. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Materialisierungen dieser Prozesse spannt einen Bogen von einer Kritik zeitgenössischer Ästhetik, über eine Auseinandersetzung mit neuen Denkmodellen von Visualität und Raum, zu einer experimentellen Erkundung innovativer Formen der Kulturproduktion.
Entsprechend der globalen Perspektive von Visueller Kultur wird besonderes Augenmerk auf transdisziplinäre und interuniversitäre Zusammenarbeit gelegt; in Kooperation mit den Wiener Kunstuniversitäten und Forschungspartnern an internationalen Universitäten wird im Modul Visuelle Kultur Architektur für eine Vielfalt an Raumpraxen geöffnet: die Räume globaler Ökonomie, die Räume politischer Artikulation, die Räume kultureller Mobilität und Migration, und nicht zuletzt die Räume künstlerischer und kuratorischer Praxis.