Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, die Wechselwirkung zwischen architektonischer Konstruktion und Wahrnehmungswirkung zu verstehen sowie die Resonanzstruktur bei christlicher Sakralarchitektur zu erkennen und diese Erkenntnisse auf das Entwerfen von räumlichen Konstrukten anzuwenden. Sie entwickeln perzeptive Kompetenzen und lernen, "immaterielle Konstrukte" zu berücksichtigen, um einen einzigartigen architektonischen Ausdruck zu schaffen. Diese textuell und grafisch darzustellen und genau zu beschreiben.
Das Forschungsseminar zielt darauf ab, christliche Sakralarchitektur aus architektonisch-fachlicher Perspektive (Technik, Ästhetik, Wahrnehmung) zu erklären und ein Grundverständnis für die Vielfalt herausragender Sakralbauten zu vermitteln. Es bietet zudem Architektur als Instrument zur Erkenntnis an, um das Verständnis für Sakralbauten nicht primär aus architekturhistorischer oder stilistischer Sicht zu fördern, sondern auch als genuin architektonischen Entwurf. Dies beinhaltet die Erkennung und Interpretation der Resonanzstrukturen der Wahrnehmung, die bei Sakralbauten sehr ausgeprägt sind, jedoch auch im Allgemeinen für die Bildung des architektonischen Raums relevant sind.Sakralbauten bilden, besonders im europäischen Kontext, den Grundsatz jeder Siedlung, auch jenseits oder gerade wegen ihrer geistigen Bedeutung. Die aktuelle gesellschaftliche Situation mit "ausbleibenden Besucherzahlen" und der Transformation der Aufmerksamkeit auf diese Bauten erfordert geeignete Umstrukturierungen und Umnutzung.Die begleitende Vortragsreihe ist wie ein Gebäude in fünf Bauschritten strukturiert, vom Fundament bis zum Dach, einschließlich Einleitung und Synthese. Jeder Bauabschnitt wird durch einen historischen und einen gegenwärtigen Sakralbau veranschaulicht, begleitet von prägnanten Texten und Kunstobjekten. Dies schafft nicht nur einen fachlich fundierten Ansatz in der Architektur, sondern erweitert auch den Blick auf den Themenkreis der Sakralen Kunst als Ganzes.Die fachliche Argumentation fokussiert eher auf die Bauprozesse als auf die übliche kunsthistorische Perspektive, ermöglicht den Vergleich zwischen neueren und älteren Bauten und bleibt flexibel im bereits gesättigten kunstgeschichtlichen Rahmen.Das Ziel ist die Diskussion über das Wesen sakraler Architektur, nicht über ihren stilistischen Reichtum. Besonderes Augenmerk wird auf die Beziehung zwischen dem Bauen als Tätigkeit und der Raumwahrnehmung gelegt. Die Berücksichtigung jüngster Erkenntnisse der kognitiven Wissenschaften dient dazu, die Resonanz verschiedener Gebäude abzuwägen. Schließlich gewinnt die vertiefte Einsicht in die geistigen Aspekte der Architektur im Kontext der Digitalisierung an Relevanz.
Das Seminar basiert auf Raumwahrnehmungsforschung, der ‚Resonanztheorie‘ und der ‚Affordance-Theorie‘ und vermittelt den Studierenden das Wissen und die Anwendung von Wahrnehmungsprinzipien und phänomenologischen Konstrukten.
Die Analyse und Literaturarbeit können als Gruppenarbeit abgewickelt werden.
Im Vorfeld sind keine spezifischen Kenntnisse über den christlichen Sakralbau für die Teilnahme erforderlich. Es wird auch eine offene und inklusive Atmosphäre für Studierende unterschiedlicher Hintergründe geschaffen.Das Forschungsseminar eignet sich als propädeutischer Kurs für Studierende, die Sakralbauten in ihrer Diplomarbeit behandeln möchten, sowie für diejenigen, die sich aus denkmalpflegerischer oder kunsthistorischer Perspektive mit dem Sakralbau beschäftigen. Studierende der Fachbereiche Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte sind herzlich eingeladen, teilzunehmen. Teilweise überschneidet sich das Wahlseminar mit dem Diplomandenseminar Raumkomposition.
Das Forschungsseminar ist begleitet durch ausführliche Vorlesungsreihen und sieht eine Reihe von Wahrnehmungsübungen vor, gefolgt von zeichnerischen und textuellen Analysen von Studienobjekten, die zu einer allgemeineren Theoriebildung führen.
Das Seminar beginnt mit einer Analysestudie. Die Teilnehmenden erhalten dabei Unterstützung einen fundierten Artikel (2500-4000 Wörter Deutsch/Englisch) mit geeigneten Illustrationen zu erstellen.