Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, die komplexen Prozesse einer Entwurfsaufgabe aus dem Fachgebiet der Architektur zu verstehen und durch das Entwickeln eigenständiger Lösungsansätze, gegliedert in übersichtlichen Teilschritten, im eigenen Entwurf anzuwenden.
An einem geschichtsträchtigen Ort, hoch über der Stadt Friesach in Kärnten gelegen, soll, in enger räumlicher Beziehung zu einer bestehenden gotischen Kirchenruine, eine Herberge und ein Andachtsraum für hier vorbeikommende Pilger geplant werden.
Spuren in Zeit und Raum
Gehen bringt Körper und Geist in Schwingung, lässt uns wachsam werden gegenüber den umgebenden Bedingungen und steigert das Wahrnehmungsvermögen, auch für noch so kleine, oder unwichtig erscheinende, Details. Im Gleichklang mit dem Atem und unseren Schritten, die sich in den Sand gravieren, Spuren in der Vergangenheit hinterlassend, breitet sich der Weg vor uns aus. Das Gehen ist eine stille Methode der Wiederverzauberung von Zeit und Raum.[1] Diese angeborene Art der Fortbewegung führt mehrere Sinne zusammen, steigert über Muskeln und Gelenken die Wahrnehmung von Gravitation und Beschleunigung, von Orientierung und Neigungen.[2]
Das dem Gehen auch eine spirituelle Kraft innewohnt, beweisen die stetig wachsenden Zahlen von Pilgern und Wanderer, die sich täglich, aus unterschiedlichsten Gründen, auf den Weg machen.
Genügsamkeit, Entschleunigung, Balance
Ziel des Entwerfens ist es einen Ort der Einkehr zu schaffen, eine Herberge, um die am Tagesende eintreffenden Pilger und Wanderer mit einer Balance aus gutem Essen, Ruhe und stiller Andacht, zu empfangen. Entstehen soll eine „Pilgerrast“, die durch ihre Architektur erdet, ein Manifest der Langsamkeit darstellt, und gleichzeitig durch ihre sinnliche Materialität und Einfachheit gefangen nimmt.
Dauerhaftigkeit und Monofunktionalität prägen diesen Ort, bieten somit Schutz und Privatheit und eine natürliche Klarheit. Diese angestrebte Schlichtheit, stellt sich der Allgegenwart eines artifiziellen, sinnlichen Erlebens einer globalisierten Welt, entgegen.
[1] Le Breton, David: Lob des Gehens, Mathes und Seitz, Berlin, 2013, S21.
[2] Vgl. Caminada, Gion A., Wittmann Franziska: Körper in Räumen, Quart Verlag, Luzern, 20119, S25.
Aufbauend auf den Analysen zu den Themen Pilgern, Beherbergen, Andacht und des Bauplatzes in Friesach, werden Konzepte im Rahmen der Themen „Pilgerrast“, „Denkmalpflege“ und „Bauen in monolithischer Bauweise“ entwickelt. Diese werden durch präzise räumliche Verfeinerungen und fast ausschließlich anhand von Modellen in unterschiedlichen Maßstäben, unterstützend für den Entwurf, weiterentwickelt. Vertiefungen zu den Themen, werden in Workshops und Vorträgen den Entwurfsprozess begleiten
Als Integriertes Entwerfen basiert die Lehrveranstaltung auf der Auseinandersetzung mit der Architektur als zugleich räumlichem, sozialem, konstruktivem, denkmalpflegerischen und bauphysikalisch-ökologischem Phänomen. Dabei soll der Entwurf auf monolithischer Bauweise beruhen, das heißt auf homogenem Massivbau aus Holz, Stein, Beton, Ziegel oder Lehm, dessen architektonisches Potenzial in konstruktiver und ökologischer wie räumlicher Perspektive erkundet und angewendet wird.
Eine Exkursion nach Kärnten vom 16.- 18.03.24 unterstützt den Einstieg in das Entwurfsthema. Die Teilnahme ist für die Entwerfenteilnehmer_innen verpflichtend. Siehe Details dazu in der LVA Beschreibung 253.K95
Anreise am 16.03.24 individuell.
Einen genauen Zeitplan zu den Betreuungen finden sie im TISS unter "Kommunkation-Unterlagen"!
Vorbereitende Informationen zum Entwerfenthema finden sie im TISS-Kommunikation-Links!
Videovorstellung: Link zum Video "Lob des Gehens"
https://portal.tuwien.tv/View.aspx?id=10731~59~q4KlSEoqW9
Ich freue mich auf Ihre Anmeldungen mittels Portfolios!
Der Einstieg in den Entwurfsprozess beginnt mit Kurzaufgaben, begleitenden Vorträgen, Grundlagenanalysen und vertiefenden Workshops. Entwickelt wird der Entwurf hauptsächlich am Modell, beginnend beim städtebaulichen Maßstab bis hin zum Detailmaßstab. Präsentiert wird der Entwurf in Form von Plänen und Präsentationsmodellen. Eine abschließende digitale Dokumentation vervollständigt die Aufgabe.
Le Breton, David: Lob des Gehens, Mathes und Seitz, Berlin, 2013, S21.
Ekelund, Torbjörn: Gehen: Eine Wiederentdeckung, Vom Laufen, Wandern und Flanieren – eine Liebeserklärung an die achtsamste Art der Fortbewegung, Malik Verlag, 2021
Vogt, Günther: Landschaft als Wunderkammer, Lars Müller Publishers, 2015
Gantenbein , Köbi, Rodewald, Raimund: Arkadien; Landschafen poetisch gestalten, Edition Hochparterre, 2016