253.J77 Entwerfen Tektonik des Hybriden - Die zweckmäßige Komplexität der Wiener Gründerzeithäuser
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2023S, UE, 4.0h, 5.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 4.0
  • ECTS: 5.0
  • Typ: UE Übung
  • Format der Abhaltung: Präsenz

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage konzeptuelles und konstruktives Denken, sowie verfeinerte Entwurfs- und Vermittlungswerkzeuge effektiv anzuwenden. Sie besitzen die Fähigkeit verschiedene Aspekte der Architektur und des Hochbaus in  unterschiedlichen Maßstäben synchron zu denken.Die Studierende haben die Kompetenz, Entwurfskonzepte zu entwickeln, auszuarbeiten, umfassend darzustellen und schlüssig zu präsentieren.

Inhalt der Lehrveranstaltung

Sic Glyphs, Michael Dean, 2016

Sic Glyphs, Michael Dean, 2016

 -

Gebäude sind aus unterschiedlichen Materialien und Werkstoffen gemacht. Gemeinsam bilden diese Räume und Strukturen. Die Materialien und Werkstoffe sprechen miteinander. Diese Unterhaltung ist für uns zwar nicht hörbar, jedoch können wir sie fühlen und räumlich wahrnehmen. Die Art und Weise, in der die einzelnen Teile zueinander in Beziehung stehen, erzeugt Formen und Gestalten, die uns mehr oder weniger viel über die innere Logik eines Gebäudes erzählen.

Die Tektonik spricht von Struktur und Konstruktion: das Tragen und Lasten der einzelnen Teile kann so zum Ausdruck gebracht werden. Hierin liegt das Potenzial einer gestaltgebenden Wirkung, die aus dem Bauwerk im besten Fall mehr als die bloße Summe seiner Teile macht: Sinnzusammenhänge lassen Bedeutungen entstehen. Die Beschäftigung mit hybriden Konstruktionen möchte das Verständnis um diese dialogische Komponente der Entwurfsarbeit fördern. Hybride Konstruktionen sind weder “rein” noch monomateriell. Ihre spezifische Qualität entsteht in der artikulierten Vielfältigkeit der zum Einsatz kommenden Ressourcen. Merkmal des hybriden Bauens ist ein undogmatischer Einsatz der Werkstoffe: Jedes Material leistet das, was es am besten kann. Hybridkonstruktionen zeichnen sich also dadurch aus, dass unterschiedliche Baumaterialien und Werkstoffe in ein Bauwerk integriert werden, um ein architektonisch, ökologisch und ökonomisch wirksames Ganzes zu erzeugen.  

„Man könnte also auch die Reinheit als den großen, katastrophalen Irrtum der Moderne bezeichnen.“1     

schrieb Friedrich Achleitner. Er bezieht sich hierbei nicht explizit auf den Architekturdiskurs. Seine Perspektive ist breiter angelegt: so vermeint er im Ordnungssinn der modernen Wissenschaften einen Hang zur Skepsis gegenüber dem Vermischten zu erkennen. Das Gemischte entzieht sich einer eindeutigen Zuordenbarkeit in vorgefertigte Kategorien. Das Streben nach einer Reinheit der Konstruktion hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in einen problematischen Umgang mit der Frage des „richtigen“ Materialgebrauchs entwickelt.

„Je mehr wir davon [vom Vorhandenen, Anm.] begreifen, desto weniger müssen wir uns in Gegensatz dazu bringen, desto leichter können wir unsere Entscheidungen als Fortsetzung eines Kontinuums verstehen.“ 2

Eine Analyse der konstruktiven Zusammenhänge in den Bauweisen der gründerzeitlichen Zinshäuser soll die hier angelegten Spuren des hybriden Bauens offenlegen und diese als Ausgangspunkt für die Entwicklung künftiger synergetisch hybrider Konstruktionsweisen nutzbar machen. Verfolgt wird eine Argumentation, welche den evolutionären Charakter der Konstruktionsentwicklung ins Zentrum rückt. Der Fokus liegt auf der sich hierin abzeichnenden Entwicklung eines architektonischen Ausdrucks – also einer spezifischen Gestalt. Wir werden versuchen, den Dialog zwischen den Materialien und Werkstoffen nachzuzeichnen und zu interpretieren. So wird ein inhaltlicher Bogen gespannt, der die Darlegung eines möglichen Bezugs zwischen zeitgenössischen Hybridbauweisen und den Bautechniken der Gründerzeit zum Thema hat.

1… Friedrich Achleitner „Mischung, Mischbau, Mischkulanz ..?“ in Zuschnitt 17, 2005 / 2.... Hermann Czech zitiert nach Andreas Vass „Zu Hermann Czechs Text „Der Umbau“ “ in Umbau 29, 2017

Methoden

Allgemeine Bauzeitschrift 1846

Allgemeine Bauzeitschrift, 1846

-

Dieses kleine Entwerfen ist als forschungsgeleitete Lehre konzipiert. Eine ausgiebige Analyse, Dokumentation und zeichnerische Rekonstruktion einer kleinen Zahl von Wiener Gründerzeithäusern bildet den Fokus dieses Semesters. Die Analysearbeit wird in Gruppen durchgeführt und hat eine Erkundung von räumlicher Struktur, Materialität und der Konstruktionsweise des Referenzobjekts zum Ziel. Medien: Zeichnung (Grundrisse, Aufrisse, detaillierte Axonometrien), Erstellung eines Dossiers zu den angewandten Konstruktionsweisen, den verwendeten Materialien und Baustoffen (Literaturrecherche).

Im letzten Drittel des Semesters widmen wir uns der Entwicklung und dem Bau einer architektonischen Skulptur, die eine Interpretation der analysierten Konstruktionsprinzipien darstellen wird. Eine begleitende, kontinuierlich zu entwickelnde Textarbeit dient als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Phasen des Semesters. Wir werden versuchen, uns in die Materialien einzufühlen, und deren stille Unterhaltung erlebbar zu machen.

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

 

Bewerbungen bitte mit Portfolio über TISS.

Auf der letzten Seite des Portfolios soll eine erste Auseinandersetzung mit den Begriffen "Tektonik" und "Hybridität" gezeigt werden (Freie Wahl des Mediums, e.g.: 2-3 Sätze, Skizze, Collage...)

 

Termine 

Mo, 06.03.23 1. Treffen Einführung

Mo, 20.03.23 2. Treffen

(Mo, 03.04.23 Onlineabgabe, Ostern)

Mo, 17.04.23 3. Treffen

Ausnahme Mi, 03.05.23 4. Treffen (Ort: Projektraum HB1)

Mo, 15.05.23 5. Treffen

Mo, 29.05.23 6. Treffen

Mo, 12.06.23 7. Treffen

Mo, 26.06.23 8. Treffen

Mi, 28.06.23 Schlusspräsentation 

 

Die Treffen finden jeden zweiten Montag statt. Ort: Seminarraum AB Uhrzeit: 9h bis 13h

Vortragende Personen

Institut

Leistungsnachweis

xxxx

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Entwerfen Master / Künstlerische Projekte (5 ECTS)13.02.2023 09:0020.02.2023 09:00

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

Deutsch