Die Wohnungsnot der Nachkriegsjahre und die neuen Produktionstechniken brachten, geführt vom Leitbild der Moderne, neue Wohn- und Bebauungsformen hervor. Diese monofunktionalen Zeilenbebauungen stellen heute häufig Inseln in der übrigen Stadtstruktur dar und erweisen sich aufgrund ihrer lockeren Bebauung als potentielle innerstädtische Entwicklungsgebiete.
Über das Prinzip eines ‚site & services‘-Programms für Wien sollen Lösungsansätze erarbeitet werden, die den Transformationsprozess dieser monofunktionalen Wohngebiete zu einem städtischen Quartier als urbane, gemischte und nutzungsflexible Struktur unterstützen.
‚Site & services‘ ist eine im Globalen Süden entstandene Strategie zur Wohnraumproduktion. Sie richtet sich an jene Bevölkerungsgruppen, die aus ökonomischen und sonstigen Gründen keinen Zugang zum formellen Wohnungsmarkt erhalten. Das ‚site & services‘-Programm sieht vor, das Entstehen informeller Siedlungen dadurch zu regulieren, dass Land (site) und Infrastruktur (services) für die zukünftigen Nutzer:innen zur Verfügung gestellt werden. Diese Basisinfrastruktur und Grundeinheit wird infolge durch die jeweiligen Bewohner:innen inkrementell nach ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen weiter ausgebaut. Durch dieses Modell werden die physischen Aspekte der informellen Stadt einer formellen Planung zugänglich gemacht.
Das Entwerfen lotet über eine kritische Auseinandersetzung mit dem Status Quo des sozialen Wohnbaus in Wien informelle Potentiale des Wohnens und der Raumaneignung aus, indem räumliche, organisatorische und auch rechtliche Strukturen, Strategien und Taktiken in Entwürfen neu zusammengedacht werden. Über das Konzept des ‚site & services‘ sollen Entwürfe an konkreten Orten des Wiener Gemeindebaus der Nachkriegszeit entstehen, die die vorhandenen Regelwerke neu interpretieren und eine prozessuale Offenheit mit neuen räumlichen Qualitäten verbinden.
Die Ansätze der Arbeiten können von konkreten architektonischen Entwürfen, planerischen Handlungsansätzen bis hin zu temporären Interventionen reichen.
In Kooperation mit dem Research Center New Social Housing (future.lab, TU Wien)
Expert:innen: Peter Bauer (Professor am Forschungsbereich Tragwerksplanung und Ingenieurholzbau)
Dragana Damjanovic (Professorin für Öffentliches Recht am Forschungsbereich Rechtswissenschaften)
Julia Girardi-Hoog (Fachbereichsleiterin Soziales & Service, Wiener Wohnen)
KICK-OFF
Donnerstag 06.10.2022 09.00 Uhr
WOCHENTERMIN
Donnerstag 09.00 Uhr - 14.00 Uhr
EXKURSION
Per Albin Hansson Siedlung mit Julia Girardi-Hoog (Wiener Wohnen)
INTENSIVTAGE
08.11.2022 - 10.11.2022 ganztags
ANMELDUNG
Pool Anmeldung mit Portfolio
Der Einstieg in den Entwurfsprozess beginnt mit einer Exkursion in Wien, Kurzaufgaben, Grundlagenanalysen sowie begleitenden Vorträgen. Der Entwurf wird anhand von Plänen sowie Modellen in unterschiedlichen Maßstäben entwickelt, beginnend beim städtebaulichen Maßstab bis hin zum Fokusmaßstab.