Der andauernde State of Emergency resultierend aus Pandemie, Klimaanpassung, Verteilungs-ungerechtigkeit, anhaltenden Konflikten und daraus resultierenden Migrationsströmen wird zum „New Normal“. Dieser Stresstest legt in der Gesellschaft politische und aktivistische Energien frei, die kapitalistische und hegemoniale Mechanismen anzweifeln und grundsätzliche soziale Fragen neu stellen. Diesen Moment des kollektiven Aufrüttelns und der Diskussion für neue Zukunftsperspektiven gilt es zu nutzen.
Um an den Diskursraum anzuschließen, den die Zeitschrift ARCH+ mit ihrer neuen Ausgabe „Wien – das Ende des Wohnbaus (als Typologie)“ aufspannt, werden wir untersuchen, wie die Monofunktionalität des Wohnbaus überwunden werden kann und wie alternative gemeinschaftliche Formen des Zusammenlebens Impulse für die existierende Stadt erzeugen können.
Dabei soll die politische Dimension und Handlungskraft des gemeinschaftlichen Lebens erkannt und als Werkzeug genutzt werden, um gesellschaftliche Missstände anzugehen und neue Frei- und Spielräume in der Bestandstadt zu schaffen.
Es geht also um das Hacking bestehender Systeme der Wohnraumversorgung, um das Zurückdrängen kapitalistischer Verwertungsdynamiken und um die Bereicherung der Stadt mit vielschichtigen Lebensräumen des Ankommens, des Transits und des Bleibens.
In einer intensiven anfänglichen Research-Phase werden wir uns dem Thema nähern und ganz unterschiedliche Referenzen unter dem Gesichtspunkt des „Hack“ beleuchten. Informelle Strukturen wie Wagenburgen, besetzte Häuser, Off-Spaces und Squats, aber auch Initiativen wie das Haus der Statistik und das Mietshäuser-Syndikat haben unterschiedliche Hebel gefunden um in bestehenden Systemen ihre eigenen Realitäten gemeinschaftlichen Lebens zu schaffen.
Neben dem Sammeln von Informationen wird es auch notwendig sein Entwurfswerkzeuge zu entwickeln. Experimentell werden wir an subversive Strategien wie das Queering, Trojaning, Copy/Pasting und das Hacking anknüpfen.
Mit den gewonnenen Erkenntnissen sollen dann existierende städtische Situationen vorranging in Wien, alternativ aber auch in Paris, Berlin, … über eine bauliche und programmatische Intervention „gehackt“ werden. Ziel ist es, lokal alternative Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens einzunisten, die wiederum eine nachhaltige Auswirkung auf die umgebende Quartiers-, Stadt- und Gesellschaftsstruktur entwickeln.
Gastkritiken:
Max Turnheim (UHO, Paris / Architectural Association, London),
Felipe de Ferrari (Plan Común, Paris / OnArchitecture)
Input-Vorträge:
Nathalie Harb (Beirut, Paris)
Krisine Hymøller (Kopenhagen)
Grayson Earle (New York)
Kick-Off 13.10.21 10.00 - 14.00 Projektraum 15 / Zoom
Besprechungen Mittwoch 9.00 - 15.00 Projektraum 15 / Zoom
Intensivphase 16.11. - 18.11.21
In einer anfänglichen intensive Research-Phase wird das nötige Grundwissen, Vokabular und Entwurfswerkzeuge angeeignet. Der Entwurfprozess wird begleitet von Input-Vorträgen, externen Gastkritiken und Austausch mit anderen Studios des Metathemas "Gemeinschaft und Kooperation".
Der Entwurf wird als Einzelarbeit anhand von Plänen sowie Modellen in unterschiedlichen Maßstäben entwickelt, beginnend beim städtebaulichen Maßstab bis hin zum Fokusmaßstab.