253.H38 Entwerfen "Gemeinschaft und Kooperation: Das Kommunale – Exodus oder Stellungskrieg"
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2021W, UE, 4.0h, 5.0EC

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 4.0
  • ECTS: 5.0
  • Typ: UE Übung
  • Format der Abhaltung: Hybrid

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, Wohnen als ein vielschichtiges Ensemble zu begreifen, das von verschiedenen Faktoren geprägt ist. Mit „Entwerfen“ wird hier ein recherchegeleitetes, reflexives Vorgehen verstanden, das, aufbauend auf gesammeltes Wissen prototypisch spekulative Ansätze für mögliche künftige Praktiken und Architekturen des Wohnens entwickelt, die als Alternativen zu den bestehenden Formen des etablierten institutionalisierten Wohnungswesens ausformuliert werden.

Die Lehrveranstaltung umfasst:

-       Kenntnissen und Fähigkeiten in der Recherche

  • Historische Recherche
  • Recherchen im Alltag des Wohn- und Lebensumfeld

-       Entwickeln einer eigenen Fragestellung für Recherche und Entwurf sowie Wahl adequater methodischer Herangehensweisen

-       Reflexion, Analyse und Interpretation von Recherchematerial

-       Dokumentation und Visualisierung von Recherche und Analysen

-       Entwicklung eines Entwurfsansatzes aufbauend auf die Recherche

-       Sammeln von Kenntnissen in Szenariotechniken/ speculative design

-       Darstellungstechniken     

Inhalt der Lehrveranstaltung

Das Kommunale – Exodus oder Stellungskrieg

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kooperativer Architekturen des Zusammenlebens 

12 Beispiele des gesellschaftlichen Neuanfangs, 12 Momente in der Geschichte der Architekturen des Zusammenlebens stellen den Ausgangpunkt für eine Reflexion über die Möglichkeiten eines anderen, kooperativen Lebens dar. Was sind die Vorstellungen dieser gesellschaftlichen Aufbrüche, was ihre architektonischen Formen, wie lassen sie sich aus einer heutigen Perspektive lesen? Was bedeuten sie im Blick auf heutige Kämpfe und Debatten rund um das Wohnen; was, angesichts der verschiedenen gegenwärtigen Praktiken eines kooperativen Zusammenlebens, ob nun im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, community Land trusts oder dem Mietshäusersyndikat? Und: was lässt sich von den Beispielen mitnehmen wenn wir eine andere Welt von morgen radikal neu konzipieren wollen?

Im Zusammengehen von Architektur und Formen der Organisation findet sich das kooperative Moment immer wieder dort, wo eine alte Ordnung zurückgelassen und eine neue Ordnung eingesetzt werden soll. Der Neubeginn eines gemeinschaftlich verfassten Lebens versteht sich zunächst als eine gesellschaftliche Angelegenheit, die allerdings in ihrer Umsetzung auch formale, organisatorische und – weil sie auch das Alltagsleben betrifft –  zugleich architektonische, planerische Dimensionen umfasst. Von frühen Klosteranlagen über die Siedlungen puritanistischer und utopistischen Gemeinden, Siedlungen der Europäischen Reform, genossenschaftlich selbstverwalteten Siedlungen, dem sozialdemokratischen Wohnungsbau des frühen 20. Jahrhunderts hin zu Kibbutzim, zu Hippie-Kommunen und Hausbesetzungen: sie alle vereint ein geradezu messianisches Motiv der Befreiung, der das gemeinschaftliche, kooperative Leben zum Mittel ihrer Erfüllung wird. Die verschiedenen Entwürfe für ein neues Lebens unterscheiden sich aber nicht nur in ihren Inhalten und Zielen, die politischer, religiöser oder kultureller Art sind, sondern ebenso in ihrer strategischen Positionierung zur bestehenden Welt.

Während die einen versuchten, sich von allzu weltlichen Einflüssen fernzuhalten, erkannten andere ihren Weg in der Missionierung; sozialistischen Utopisten um Fourier oder Owen wiederum suchten nach der Entwicklung von Modellen, die als Prototypen beispielhaft ihre Umwelt verändern sollten. Dem „Auszug aus Ägypten“, dem Motiv des Exodus gegenüber steht, was Antonio Gramsci einen „Stellungskrieg“ bezeichnete: ein langfristig angelegter Kampf um die Hegemonie auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. 

Auch wenn die meisten dieser Ansätze, das kommunalen Leben neu zu leben ihr Ziel nicht erreichten und nach einiger Zeit wieder verschwanden, blieben sie nicht folgenlos: sie hinterließen ihre Spuren im Erziehungswesen, in alternativen Ökonomien, in Frauen- und  Bürger*innenrechtsbewegungen; und sie lassen sich auch nicht wegdenken aus den vielen verschiedenen gegenwärtigen Ansätzen eines anderen Zusammenlebens. 

Das Entwerfen versucht 12 Beispielen eines neuen kommunalen Lebens nachzugehen, die einzelnen Ansätze als soziale, organisatorische und nicht zuletzt bauliche Architekturen zu lesen und als solche auch darzustellen; wir wollen sie aber nicht nur „sammeln“, sondern gegenüberstellen und vor dem Hintergrund heutiger Wohnungsdebatten auf die Praktiken zur Umsetzung ihrer Ziele hin beleuchten – um sie schließlich projektiv zu wenden.

Methoden

In einer Reihe methodisch aufeinander aufbauender Schritte untersucht das Entwerfen Schlüsselmomente in der Neuentwicklung des sozialen Zusammenlebens in ihrer historischen Entwicklung, gegenwärtigen Bedeutung und Potentiale für ein künftiges Zusammenleben. 

Anstelle eines architektonischen Entwurfes, der vorsieht, gebaut wie heute werden solle, sucht dieses Studio nach einer forschenden, reflexiven Annäherung an das Thema Wohnen und nach einer Darstellung und Vermittlung komplexer Zusammenhänge. Seine Herangehensweise ist die der Darstellung und eingehenden Analyse, sie umfasst neben Zeichnung und Kartographie auch das Lesen und Arbeiten mit Texten. Die Architektur und ihre Werkzeuge - Plan und Zeichnung, Szenario und Text dienen hier der Analyse von Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Architekturen des Wohnens.

 

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

Die Lehrveranstaltung findet jeweils Montag, 14.00 Uhr statt. 

 

Vortragende Personen

Institut

LVA Termine

TagZeitDatumOrtBeschreibung
Mo.14:00 - 18:0011.10.2021 - 13.12.2021Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Entwerfen "Gemeinschaft und Kooperation: Das Kommunale – Exodus oder Stellungskrieg" - Einzeltermine
TagDatumZeitOrtBeschreibung
Mo.11.10.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.18.10.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.25.10.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.08.11.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.22.11.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.29.11.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.06.12.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation
Mo.13.12.202114:00 - 18:00Projektraum WB - 3/253 - Achtung! Werkraum, kein Seminarraum! Gemeinschaft und Kooperation

Leistungsnachweis

Recherche: Selbstständigkeit in der Herangehensweise und Entwicklung der eigenen Fragestellung, Durchführung der Recherche und Analyse

Entwurf: Eigenständigkeit der Ausformulierung der eigenen Position in ein räumlich-strategisches Projekt

Anwesenheit

Mitarbeit

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Entwerfen Master / Künstlerische Projekte (5 ECTS)13.09.2021 09:0027.09.2021 23:59

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

Deutsch