Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, architektonische Lösungen in ihrer Vielschichtigkeit von räumlichen, konstruktiven, bauphysikalischen und atmosphärischen Bedingungen heraus zu entwickeln. Sie können materialbedingte Vorgaben in Beziehung mit räumlichen Prinzipien stellen und diese in technisch-konstruktiven Details und räumlich-architektonischen Prinzipien ausformulieren.
Durch eigenständige Recherchen können die Studierenden zudem bestehende Strukturen architektonisch und planerisch erfassen und diese als Grundlage für die Entwicklung von konzeptuellen und räumlichen Lösungen nutzen. Sie können Wechselbeziehungen zwischen dem konstruktiven Detail und dem einzelnen Bauwerk sowie den städtebaulichen und landschaftlichen Raumkörper aufstellen und durch dokumentarische Analysen nachvollziehen.
Sie sind in der Lage, aufbauend auf den eigenen Recherchen und Konzepten Entwurfsprojekte in Plan, Bild, Modell und Text zu erstellen, zu diskutieren und umfassend zu präsentieren.
Das Haus Gottes diente in den monotheistischen Kulturen jahrhundertelang als Zentrum der Gemeinschaft, definierte Städte und Dörfer und dominierte in seiner einheitlichen Auslegung die sakralen Rituale und die Verräumlichungen der Spiritualität in der Gemeinschaft. Seit der Aufklärung wird die hegemoniale Rolle der Kirche in der europäischen Stadt in Frage gestellt und heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, erleben wir mit einem gestiegenen Bewusstsein für eine multiethnische Gesellschaft auch eine Suche nach neuen Formen der Architektur des Sakralen, die kultureller Heterogenität Ausdruck geben können. Als bauliche Typologie ist die Kirche zugleich vor allem in der vorstädtischen Struktur des Dorfes weiterhin das bestimmende Element in der Raummorphologie, und der Umraum Wiens ist dafür ein treffendes Beispiel: die Ausläufer der Stadt sowie die umliegende ländliche Umgebung Niederösterreichs sind gekennzeichnet durch traditionelle, vom sakralen Monolithen der katholischen Kirche bestimmte Dorfstrukturen.
Aufbauend auf diesen Überlegungen soll im Integrativen Entwerfen Dorfkomposition die Suche nach einer neuen Architektur der Spiritualität für die heutige pluralistische Gesellschaft betrieben und an zwei konkreten Orten im Umraum Wiens, der Johanneskirche Unterlaa, sowie dem Dorfzentrum Obersiebenbrunn umgesetzt werden. Im Dialog mit den bestehenden kirchlichen Räumen wird eine architektonische Form gesucht, die über die Konfessionen hinaus traditionelle und neue Formen der Sakralität auslotet.
Dabei sollen sich Räume der Andacht mit Räumen der Kultur für die Dorfgemeinde nicht ausschließen und im Dialog mit dem Bestand sollen Profanität und Sakralität zusammenkommen. Eine Komposition des Miteinanders soll entstehen, die in allen Dimensionen vom Dorf zum Detail durchdacht ist und einen Aktionsraum bildet, der sich als identitätsstiftender Ort der Spiritualität einer multiethnischen und heterogenen Dorfgemeinde am Stadtrand manifestiert.
Als Integratives Entwerfen basiert die Lehrveranstaltung auf der Auseinandersetzung mit der Architektur als zugleich räumlichem, sozialem, konstruktivem und bauphysikalisch-ökologischem Phänomen. Dabei soll der Entwurf auf monolithischer Bauweise beruhen, das heißt auf homogenem Massivbau aus Holz, Stein, Beton, Ziegel oder Lehm, dessen architektonisches Potenzial in konstruktiver und ökologischer wie räumlicher Perspektive erkundet und angewendet wird.
Ausgehend von einer umfangreichen Bestandsanalyse wird Architektur als Prozess verstanden, der morphologisch-typologische Kontexte sowie gesellschaftliche Strukturen ergründet und transformiert. Durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Massstäben, von der Dorfmorphologie, über die Komposition konkreter Baukörper, bis hin zur Materialisierung und Konstruktionsentwicklung im Detail, wird Architektur als vielschichtige Disziplin in allen Dimensionen verstanden und eingesetzt.
Introveranstaltung 07.10 10:00 Uhr digital via Zoom: https://tuwien.zoom.us/j/99685168198
Bauplatzbesichtigung Johanneskirche 07.10 - 14:00 Uhr
Bauplatzbesichtigung Obersiebenbrunn 11.10 - 10:00 Uhr
Exkursion Oberösterreich: 14.10. ganztags
COVID 19Exkursionen sind gemäß 6. Verordnung COVID-19 Sonderregelungen unter Vorraussetzung der 3G-Zutrittskontrollen zulässig. Weitere zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sind dringend empfohlen: ein durchgehender Ein-Meter-Abstand und das Tragen einer Maske (MNS, FFP).
https://www.tuwien.at/index.php?eID=dms&s=4&path=Richtlinien%20und%20Verordnungen/COVID_19_Sonderregelungen_6.pdf
Wir werden bei den Exkursionen jeweils zu Beginn den 3-G-Nachweis überprüfen und bei gemeinsamem Aufenthalt in Innenräumen stets verpflichtend eine Maske tragen.
Detailgenaue Grundlagenerforschung der bestehenden räumlichen und gesellschaftlichen Strukturen und Prinzipien. Analysen der monolithischen Bauweise durch konstruktive, bauphysikalische, räumliche und atmosphärische Aspekte des jeweiligen Materials. Nachweis der Forschungen mittels eines durchgehend geführten Logbuchs.
Planerische, textliche und grafische Umsetzung eines darauffolgenden Konzeptes und Entwurfes in den Massstäben 1:5000 bis 1:1. Lagepläne, Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Fassadenschnitte, Details, räumliche Prinzipdarstellungen, Perspektiven, Modelle.