Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, konstruktiv und bauphysikalisch funktionierende Bauelemente zu entwickeln, die in der gängigen Baupraxis standardisierte Bauweisen durch innovative Lösungen hinterfragen. Sie können materialbedingte Vorgaben in Beziehung mit räumlichen Prinzipien stellen und diese in technisch-konstruktiven Details und räumlich-architektonischen Prinzipien ausformulieren. Dabei sind sie in der Lage Spezifika der monolithischen Konstruktionsweise des Ziegels zu erkennen, diese in direkte Verbindung mit deren räumlichen, konstruktiven und bauphysikalischen Aspekten zu bringen und in Folge materialgerechte, architektonische Lösungen zu entwickeln.
Durch eigenständige Recherchen können die Studierenden zudem Wechselbeziehungen zwischen dem einzelnen Bauwerk und dem städtebaulichen oder landschaftlichen Raumkörper aufstellen und durch dokumentarische Analysen nachvollziehen. Sie sind in der Lage, bestehende Strukturen architektonisch und planerisch zu erfassen sowie Konzeptthesen und darauf aufbauende Entwurfsprojekte in Plan, Bild, Modell und Text zu erstellen und umfassend zu präsentieren.
Ziegel ist das Grundmaterial der Architektur in europäischen Städten wie Wien, aber nur selten sehen wir den Ziegel an der Oberfläche. Die monolithische Stadt verbirgt ihr Grundmaterial zumeist unter Putz- und Steinoberflächen, doch gibt es im industriellen und militärischen sowie infrastrukturellen Bereich wie auch im sakral-monumentalen Kontext wiederkehrende Anwendungen sichtbaren Ziegelmauerwerks. Mit Bezug zum Stadtmonolith-Entwerfen des vorherigen Semesters werden Grundbedingungen des Ziegelbaus typologisch analysiert und entsprechend der Kriterien Formen, Fügen, Ordnen, Brauchen anhand realisierter Bauwerke untersucht.
Entwurfsthema ist ein Bauwerk, das wahlweise in der Stadt oder in der Landschaft präzise verortet ist und diesen Ort aktiv strukturiert. Statt eines Raumprogramms gibt es am Anfang ein Materialprogramm: aus der Logik des Fügens und Tragens von Ziegelmauerwerk wird das Thema der Mauer und der Wand als grundlegender architektonischer Geste entwickelt. Als plastische Grenze ist die Wand ein architektonisches Element, das Schwellen definiert und durch Öffnungen wie Fenster und Türen Übergänge schafft. Von der Einfriedung zur Raumbildung: der gelebte und erfahrbare Raum entsteht ausgehend von der Wand als gesellschaftliches Habitat mit Traditionen und Ritualen des Raumgebrauchs.
Es sind zunächst einfache, dann komplexere Raumformen zu entwickeln, die schließlich zu einer Raumstruktur führen, deren Nutzung den architektonischen Abschluss bildet. 1:1-Versuche mit Elementen wie ToyBricks sollen neben weiteren Modellverfahren ab dem Frühjahr konkrete Realisierungen im Raumlabor sowie im Außenraum als Vorstufe zum architektonischen Entwurf ermöglichen. Studierende des Stadtmonolithen aus dem vergangenen Semester können ihr Vorwissen einsetzen, um von der baukonstruktiven Detailanalyse zum Entwurf zu gelangen, indem sie ihre monolithischen Konzepte auf den Ziegel übertragen.
Die Zusammenarbeit mit dem Bauphysiker Günter Meusburger und dem Tragwerksplaner Prof. Peter Bauer ist ein integraler Bestandteil des Entwerfens.
Eine Publikation wird die Semesterarbeiten zum Thema Monolithisches Bauen abschließend zusammenfassen.
Videopräsentation der Lehrveranstaltung
Kick off 2.3.2020 10:00 https://tuwien.zoom.us/j/91771720125
Die Lehrveranstaltung wird als Teil einer auf mehrere Semester ausgelegten Forschung zum monolithischen Bauen angesetzt. Dabei wird aufbauend auf die Forschungsergebnisse des Entwerfens Stadtmonolith im Wintersemester 2020/21 nun der Fokus auf monolithische Bauweisen im Ziegel gelegt. Die Auseinandersetzungen finden dabei stets in einem Wechselspiel zwischen konstruktiv-bauphysikalischem Detail und morphologischer Analyse des Monolithen im Raum statt.
Im ersten Schritt werden mit Hilfe von Diskussionen, Recherchen und Impulsvorträgen zunächst die Grundlagen zu einer monolithischen Baukonstruktion des Mauerwerks sowie der zeitgenössischen Baupraxis in der Ziegelindustrie zusammengetragen und im Weiteren nach konstruktiv-räumlichen Kategorien analysiert. Dabei sollen die Themen Formen, Fügen, Ordnen und Brauchen behandelt und räumlich mit Hilfe von Analysen, 1:1 Materialversuchen und Realisierungen sowie grundlegenden und innovativen Auseinandersetzungen mit dem Material und seinen architektonischen Prinzipien in der Massivbauweise formuliert werden.
Diesen Analysen werden Recherchen zum Monolithen stets im Wechselspiel mit seinem umgebenden Raum entgegengesetzt. Das massive Bauwerk wird dabei einerseits in seiner Raumwirkung als einheitliches Objekt (Monolith: altgriechisch „Ein-Stein“) und andererseits im Hinblick auf den ihn umgebenden Ort analysiert. Unterschiedliche morphologische Voraussetzungen ergeben sich durch die Analyse und Platzierung in drei verschiedenen Kontexten der Stadt Wien: Urban – Suburban – Rural.
Aufbauend auf diese Recherchen und im Zusammenspiel zwischen Materialanalyse und Umgebungsanalyse wird darauffolgend ein konkretes Projekt in einem der stadträumlichen Kontexte entworfen.
Aufgrund der derzeitigen Situation und den behördlichen Vorgaben bzgl. des Corona-Virus (COVID-19) wird die Lehrveranstaltung Großteils digital im Distance-Learning abgewickelt. Einzelne, ausgewählte Termine finden eventuell als Präsenztermine unter Einhaltung der vorgegebenen Sicherheitsvorkehrungen in den Räumlichkeiten der Universität statt.
Sollte aufgrund von Vorgaben der Bundesregierung bzw. der TU Wien die Abhaltung der Lehrveranstaltung und der Prüfung bzw. der Teilleistungen in Präsenz nicht möglich sein, wird in das online-Format gewechselt. Durch den Wechsel in das online-Format können sich die für die Präsenzlehrveranstaltung und -prüfung (-teilleistungen) angekündigten Termine ändern. Bei einem Wechsel ins online-Format gelten folgende Methoden und Modi:Methode bei Wechsel ins online-Format:Die Lehrveranstaltung wird als online-Format auf Zoom oder GoToMeeting durchgeführt.Prüfungsmodus bei Wechsel ins online-Format:Der Prüfungsmodus bleibt immanent auch bei einem Wechsel ins online-Format. Die Abschlusspräsentation wird auf Zoom durchgeführt. Abgaben werden sowohl analog als auch digital durchgeführt. Beurteilungsschema bei der online-Prüfung:Beurteilt werden sowohl analoge Abgabeanforderungen als auch digitale Präsentationen und Abgaben. Erforderliches technisches Equipment für die Teilnahme an Lehrveranstaltung und Prüfung:Stabiler Internetzugang, Zoom oder GoToMeeting.
Detailgenaue Grundlagenerforschung der monolithischen Bauweise in Ziegel durch konstruktive, bauphysikalische, räumliche und atmosphärische Aspekte des Materials. Erforschung des Monolithen im Raum durch grafisch und textlich umgesetzte räumliche Analysen und Prinzipien. Nachweis beider Forschungen mittels eines durchgehend geführten Logbuchs.
Planerische, textliche und grafische Umsetzung eines darauffolgenden Entwurfes im Maßstab 1:1000 bis 1:10. Lagepläne, Grundrisse, Schnitte, Ansichten, räumliche Prinzipdarstellungen, Perspektiven, Details, Modelle.