253.F80 Kleines Entwerfen APPROXIMATION: Phenomena and Computation
Diese Lehrveranstaltung ist in allen zugeordneten Curricula Teil der STEOP.
Diese Lehrveranstaltung ist in mindestens einem zugeordneten Curriculum Teil der STEOP.

2020W, UE, 4.0h, 5.0EC, wird geblockt abgehalten

Merkmale

  • Semesterwochenstunden: 4.0
  • ECTS: 5.0
  • Typ: UE Übung
  • Format der Abhaltung: Hybrid

Lernergebnisse

Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage die Relevanz ihrer Bestrebung zu erkennen und im gegenwertigen Diskurs zu situieren. Außerdem können sie das kritische Potenzial der eigenen Entwürfe erörtern sowie gemeinsam mit den Kollegen das akademische Milieu der Universität aufbauen. Vor diesem Hintergrund wird der genuin architektonische Wert in der Bauwirtschat und technologischem Fortschritt anschaulich

Inhalt der Lehrveranstaltung

Als Architektur-Schaffende sind wir Zeuge einer auffallenden Distanzierung zwischen dem Entwurf und dem Bauprozess. Die Ursache liegt in der immer schon anspruchsvollen Vermittlung, zwischen der Idee und der Realität, unserem neurologischen System und dem Gebäude, das durch die Digitalisierungsprozesse noch deutlicher zum Vorschein kommt. Aus der gleichen Spaltung, zwischen dem Vor-denken und Nach-machen, kommt jedoch auch die Architektur als akademische Disziplin zur Welt. Wie lassen sich aber diese voneinander abgekoppelten Prozesse, vor dem Hintergrund der Digitalisierung, in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis halten? Dieser Fragestellung werden wir uns aus der Perspektive der angewandten Planungswerkzeuge nähern. Man könnte meinen, dass wir damit bereits gut umgehen können. Was machen wir aber wirklich, oder genauer gesagt was geschieht, wenn wir mit zwei Mausklicks und einer schrägen Schraffur meinen 1m3 Ziegel zu einer Mauer zu verbauen? Es geht darum die genuinen Konsequenzen der Digitalisierung im Schatten der geläufigen Planungsprogrammen aufzuspüren, eher als eine Ästhetik des Digitalen nachdrücklich vorauszusetzen. Es handelt sich nicht, um die virtuelle Realität, sondern um die radikal reale Virtualität.


Das Bauen, namentlich auch das architektonisch relevante Bauen, wird weitgehend als Ergebnis einer unmittelbar vom Bauprozess informierten Planung argumentiert ­– noch etwa so wie zur Zeit der mutmaßlichen mittelalterlichen Baumeister. Dies ist bekanntlich aber kaum der Fall. Bei aufmerksamer Betrachtung der Planungspraxis, kommen weitaus dominantere Wirkungsmechanismen zur Emergenz. Der Entwurf, bevor er mit der Baurealität konfrontiert wird, erfährt mehrere maßgebliche Übersetzungen – unteranderem ins Digitale – bevor er wieder gelesen und gebaut auftaucht. Spontan wird dieser Übersetzung Neutralität zugesprochen. Das trifft selbstverständlich, wie bei jeder Übersetzung nicht zu. Vor allem bei einem Vorgang wie der Digitalisierung, die sich menschlicher Perzeption entzieht. Die allfälligen Unstimmigkeiten werden vor allem dem unzulänglichen Umgang mit den Übersetzungstools verschuldet. Das trifft aber nur teilweise zu. Interessanter sind die Abweichungen die der Übertragung vom Medium zu Medium innewohnend sind.


Die Genese der vermittelnden Werkzeuge zwischen dem Entwerfen und dem Bauen greifen weit in die Vergangenheit. Gut nachvollziehbar sind sie bei den planerischen Abweichungen von der Baulogik bei den griechischen Tempeln (Kurvatur, Inklination, Entasis, Eckkonflikt, usw.). Dokumentiert werden sie jedoch vorwiegend etwa ab dem ausklingenden Mittelalter, mit der zunehmenden aufkommen der architektonischen Zeichnungen, worauf das Wort Planen – auf eine Fläche projizieren – hinweist. Weil das Zeichnen noch einer gewissen Unmittelbarkeit als Vorstellung des Bauens entspricht, scheint ihr Medium, die Pläne, noch weitgehend transparent. Dazu sind die Zeichnungen maßstäblich verankert und weisen somit in der Auflösung der jeweiligen Maßstäblichkeit offene Stellen auf. Diese lassen beim Bauen eine Interpretation zu und fordern sie sogar heraus, womit die Symbiose zwischen dem Entwerfen und dem Bauen gewährleistet wird. Allerdings je ausführlicher die Pläne, desto geringer ist die Einwirkungen der Fachleute an der Baustelle auf die Planung.


Nun der weltweit vollzogene Übergang der Planungsarbeit auf die CAD-Technik (computer-aided design) schien vorerst eine bloß effizientere Nachahmung der Handzeichnung zu sein, was gesetzlich weitgehend noch so behandelt wird. Jedoch bereits die einfachsten Operationen, wie das unbegrenzte ‚Zoomen‘, die ‚Snappoints‘ und das ‚Copy-Paste‘ verändern radikal das Verständnis einer genuinen Zeichnung. Zwei Klicks mit einer Maus sind nun eine wesentlich andere Geste, als das Ziehen einer Linie mit einem Stift. Die hypothetische Präzision, die kaum den Bautoleranzen nachkommt, entfremdet weitgehend den Entwurfsprozess dem Bauen. Die geometrische Figur im Vordergrund und die Programmierung im Hintergrund entledigen sich ihrer materiellen Substanz. Beim laufenden Übergang von der CAD zur BIM-Technik (building information modeling) werden diese Prozesse nicht bloß gesteigert, sie fördern eine eigene Ontologie heraus. Der Begriff Planen trifft strenggenommen nicht mehr zu. Die Verlagerung des Willkürlichen auf das Programmierte verlangt nach gestalterischer, ästhetischer und ethischer Umstellung. Im Planungsalltag sind wir jedoch vorwiegend damit beschäftigt die voranschreitende Technik zu bewältigen, so dass die Entwicklung, die sie mit sich bringt, kaum greifbar bleibt. Dese wird einer Instrumentalisierung jenseits der Architektur, vorwiegend der Wirtschaft überlassen. Ungezähmte Auflösung von BIModelle prätendiert ein Surrogat der Architektur zu schaffen, etwa so wie, wenn im Schattenwurf bei Platos Höhlengleichnis Statuen entstehen würden.

Methoden

Im folgenden Semester werden wir uns explizit der Divergenz zwischen der digitalen Hypothese und der baulichen Realität widmen. Es geht vorerst darum, beim spontanen Planen einer einfachen Bauaufgabe, jene Stellen zu artikulieren, welche im Schatten der genannten Divergenz aufkommen. Die Entwürfe werden ausschließlich über das digitale Planen konzipiert und artikuliert. (Der Diskurs wird im Rhythmus der Mausklicks geführt.) Dabei werden BIM-Programme, VR-Brillen verwendet. Die Default-Einstellungen werden nicht überschrieben, sondern als Gegebenheit behandelt, um dem Ungreifbaren näher zu kommen. Wir werden dies als genuine Errungenschaft der Gegenwart betrachten, der Gegenwart in doppeltem Sinne: als Aktualität und als Moment, in dem der Mensch in der Planung gegenwärtig wird. Das übergreifende Ziel besteht darin die aktuellen Tools der Planung architektonisch zu artikulieren. Wir möchten in den Raum zwischen der Approximation und der Exaktheit, aus dem die Architektur herausquillt, von neuen hineinblicken.

Prüfungsmodus

Prüfungsimmanent

Weitere Informationen

Wir empfehlen zu dieser Lehrveranstaltung auch das Modul Digitale Architektonik vom der Abteilung Architekturtheorie und Technikphilosophie zu besuchen.

Vortragende Personen

Institut

LVA Termine

TagZeitDatumOrtBeschreibung
Mi.14:00 - 18:0011.11.2020 - 27.01.2021Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Kleines Entwerfen APPROXIMATION: Phenomena and Computation - Einzeltermine
TagDatumZeitOrtBeschreibung
Mi.11.11.202014:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.18.11.202014:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.02.12.202014:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.09.12.202014:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.16.12.202014:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.13.01.202114:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.20.01.202114:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
Mi.27.01.202114:00 - 18:00Seminarraum ADEG-1 Diskurs
LVA wird geblockt abgehalten

Leistungsnachweis

Weitere informationen zu der Lehrveranstaltung folgen in kürze.

Bewerbung

TitelBewerbungsbeginnBewerbungsende
Master Kl. Entwerfen 2020W14.09.2020 09:0028.09.2020 23:59

Curricula

StudienkennzahlVerbindlichkeitSemesterAnm.Bed.Info
066 443 Architektur Gebundenes Wahlfach

Literatur

Es wird kein Skriptum zur Lehrveranstaltung angeboten.

Sprache

Deutsch