Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, historische Recherchen im Bereich von Architektur Stadtentwicklung durchzuführen. Studierende verfügen nach der Absolvierung über eine Auswahl grundlegender methodische Ansätze, wissenschaftlich mit Texten und visuellem Material umzugehen und sind in der Lage, die eigene Recherche vorzustellen und zu diskutieren.
In der Wissenschaft ist der Stand der Forschung stets der Ausgangspunkt für eigene Untersuchungen. Im Peer-Review Colloquium werden einzelne wissenschaftliche Methoden, die geeignet für die Anwendung in der Architekturforschung und Raumplanung scheinen, vorgestellt und diskutiert. Die Lehrveranstaltung bietet einen Rahmen für kollegialen Austausch auf Augenhöhe und fundiertes Feedback. Die Teilnehmer und die Lehrenden werden abwechselnd die Rolle des Vorstellenden und des Respondenten einnehmen.
Achtung: Die Lehrveranstaltung wird nur für Dissertand_innen, interessierte Forscher_innen und fortgeschrittene Masterstudierende angeboten! Die LV kannn nicht im Rahmen des Bachelorstudiums besucht werden.
Gemeinschaft und Kooperation:
Periodika und Publikationen der Siedler*innen von Wien
Im Vorhaben, verschiedene Methoden der theoretisch-wissenschaftlicher Arbeit in der Architektur anhand konkreter Fragen zu vermitteln und gemeinsam auszutesten widmet sich das Peer-Review Colloquium im Wintersemester 2021 einen Kapitel der selbstorganisierten Wohnungsreform: der Wiener Siedler*innenbewegung.
Unter den kooperativen Ansätzen im Wohnungswesen stellt die Bewegung der Wiener Siedler_innen eine Besonderheit dar: kaum irgendwo wurde so umfang- und letztlich auch erfolgreich in Eigenregie eine Bodenreform von unten organisiert. Als Reaktion auf die Heiz-, Nahrungsmittel- und Wohnungsknappheit griffen die Betroffenen selbst zu den Mitteln, verschaffen sich Zugang zu Land, um darauf zu bauen, zu leben und zu wirtschaften: zunächst in wilden Besetzungen und selbstgebauten Unterkünften, bald in organisierter Form entstand mit der Bewegung der Siedler*innen in den Jahren der Zwischenkriegszeit ein umfangreichsten Gefüge materieller Selbsthilfe in genossenschaftlichen Strukturen, die ihre direkte Umsetzung in zahlreichen Siedlungen fand.
Auch wenn ihr langfristig die Etablierung der Idee einer genossenschaftlich organisierten Stadt von Siedler*innen verwehrt blieb, stellt die Wiener Siedler*innenbewegung einen der eindruckvollsten Momente in der kooperativen Wohnungsreform dar.
In der Entgegnung der Wohnungslosigkeit steht das Engagement der Siedler*innen oft im Schatten des Roten Wiens, von dem die Initiativen aber Unterstützung in vielfältiger Form erhielten: sei es durch die Umwidmung und Bereitstellung von Landressourcen, durch Geldkredite oder durch organisatorische Unterstützung. Die Initiativen des Verbands der Siedler und Kleingärtner, der entstandenen Genossenschaften, der vielen Siedler*innen, die sich zusammenschlossen, um das Land zu organisieren, zu planen, zu bauen und gemeinsam zu leben darf dabei aber nicht übersehen werden: erst mit ihnen war die Wohnversorgung zu jenem bestimmenden politischen Thema geworden, mit dem das Rote Wien seine großangelegten Bauprogramme begann.
Im Umfeld der Bewegung der Siedler*innen entstanden eine Reihe von Zeitschriften, Organen und Publikationen, in denen sich die Fragen der Selbstverwaltung, Selbstorganisation und Kooperation widerspiegeln. Neben Anleitungen für den Gemüseanbau oder Kleintierhaltung finden sich hier auch Überlegungen zur Siedlungsform und ihrer Architekturen, zum Bauen, oder zur Organisation und Struktur des genossenschaftlichen Siedlungswesens. Das Peer-Review-Colloquium widmet sich im Wintersemester 2021 einer Auswahl solcher Publikationen und Periodika, und untersucht, wie sie in diesen Publikationen thematisiert wurden.
Termine:
freitag nachmittags 15.00
Kick-Off 22.10.2021
12. 11. 2021 (Präsenz / Seminarraum)
10.12. 2021 online, Zoom Meeting: https://tuwien.zoom.us/j/93907796394?pwd=b3diMXh3TTlXRURtQTVFSzVDelYvQT09
14. 01. 2022