Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, architektonische Zusammenhänge aus einer globalen Perspektive zu betrachten und Zusammenhänge auf einer holistischen Ebene zu erfassen. Das 21. Jahrhundert bringt eine neue Phase des Globalismus mit sich und damit neue Ansätze in der Architektur, die kontrovers diskutiert werden. Folgende Kernfragen werden behandelt: Was sind die zukünftigen Herausforderungen einer weltweit vernetzten Architektur? Adäquater Wohnraum als Menschenrecht? Was bedeutet Bauen in benachteiligten Regionen? Welche soziale und kulturelle Verantwortung hat Architektur? Haben andere Kulturen architektonische Antworten, die wir nicht haben oder stellen architektonische Fragen, an die wir noch nicht einmal gedacht haben?
Aktuelle Theorien im Architekturdiskurs werden mit Themen der `internationalen Entwicklung´ verknüpft. Damit werden zukünftige Architekten und Architektinnen darauf vorbereitet, ihre eigenen Aktionsmuster in globalisierte Prozesse einzubinden und lokale Fragestellungen in überlokalen Zusammenhängen zu denken.
Gegenwartsarchitektur II
Die Lehrveranstaltung besteht aus Vorlesungen, die um Gastvorträge erweitert werden. Während die Vorlesungen die theoretischen Hintergründe und Begrifflichkeiten beleuchten, vermitteln die Gastvorträge Einblicke in praktische Fallbeispiele in sog. `Entwicklungsregionen´ und eröffnen ein Forum für Diskussionen.
Architektur wird als Bedeutungsträger definiert, der in den jeweiligen Kulturen unterschiedlich behandelt, konstruiert und interpretiert wird. Architektur drückt aus, wie sich eine Kultur, eine soziale Gruppe, selbst erfährt, sie verkörpert ihre Ideale und die Art, wie diese von anderen aufgenommen werden. Damit ist Architektur mehr als Zweck und Konstruktion - sie repräsentiert eine Lebensform, die Selbstwahrnehmung der Menschen und damit deren Identität. Heute ist es kaum mehr möglich, die immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen der gebauten Umwelt innerhalb einer Disziplin zu bewältigen. Neben der Architekturdisziplin werden daher Beispiele und Methoden aus anderen Disziplinen, insbesondere aus den Kultur- und Sozialwissenschaften vorgestellt, die in der Architektur gewinnbringend eingesetzt werden können.
Weiters wird die Bedeutung einer sozial engagierten Architektur hervorgehoben, die sich immer deutlicher als eigenständige Bewegung innerhalb der zeitgenössischen Architektur abbildet und über die euro-amerikanisch zentrierte Architekturwahrnehmung hinausgeht. So wird beispielsweise die Frage, welche Position ArchitektInnen bei Bauprozessen in weniger entwickelten Regionen einnehmen, selbst zum Gegenstand systematischer Untersuchungen. Hier werden über die technischen Komponenten hinausgehend vor allem die sozialen und kulturellen Prozesse sowie die Vermittlerrolle der/s Architektin/en beleuchtet.
Im Mittelpunkt steht Architektur in einem menschlichen Maßstab, in ihrer profunden, alltäglichen Bedeutung, jenseits von Normen, Gesetzen und hochtechnisierten Systemen. Architektur die Kreativität und Erfindung zulässt und auf der Grundlage sozialer Prozesse langfristige, kulturelle Werte vermittelt.
Vorträge, Gastvorträge, Diskussionen
(Meeting-ID: 973 8160 6992, Schnelleinwahl mobil, +4312535501,,97381606992# Österreich, +4312535502,,97381606992# Österreich)
TERMINE WS 2020/21
Jeweils am Mittwoch, 09:00 via Zoom
Ablauf der Vorlesung: 1 1/4 Stunden Vortrag, 15 Min. Diskussion in Kleingruppen
07.10. Einführung
14.10. GLOBALISMEN – Think global, build local
21.10. WELTBILDER – Wir und die Anderen
04.11. Gastvortrag Flavia Mattei: BASEhabitat - architecture for development, Projekte
11.11. ENTWICKLUNG I – Visionen und Realitäten
18.11. ENTWICKLUNG II – Forschung versus Trial&Error
25.11. KULTUREN – Form follows culture
02.12. Gastvortrag: C. Lachberger & D. Kraler: Bau einer Gesundheitseinrichtung im Südsudan
09.12. IDENTITÄTEN - Wir sind was wir bauen
16.12. GESELLSCHAFT – Social Design matters
Ab 4.1. Prüfungsgespräche in Kleingruppen (Anmeldung ab 1.12. über TUWEL möglich)
Mündliche Prüfungsdiskussion (in Gruppen zu je 6 TeilnehmerInnen)