Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage:
. die Methoden der Dokumentation und Analyse von Bauwerken, Ensembles und ihrer örtlichen Gegebenheiten anzuwenden – Grundlagen nicht nur für die Archäologische Bauforschung, sondern auch für das Planen und Bauen im historischen Kontext. Gelehrt wird die verformungsgerechte Bauaufnahme von Handaufmaß bis Hightech (u.a. in den Bereichen Photogrammetrie und 3D-Laserscanning), die analysierende Bauuntersuchung sowie die effiziente Literatur- und Archivrecherche für den Kontext.
. eine umfassende Studie zur Veränderungs- und Entwicklungsgeschichte eines Gebäudes oder Baukomplexes bzw. ausgewählter konstruktiver Phänomene zu erstellen sowie Bauabläufe und Planungsabsichten im Kontext allgemeine kultur- und architekturgeschichtlicher Aspekte der jeweiligen Epoche zu rekonstruieren.
. allgemeine und gebäudespezifische Aspekte der Bautechnikgeschichte als Spiegel der Möglichkeiten und des Innovationsgehalts der zu untersuchenden Bauten zu erkennen und zu diskutieren
. wissenschaftlich zu arbeiten, eine Forschungsfrage zu definieren, Hypothesen zu entwickeln und zu überprüfen sowie ihre Ergebnisse im Bereich Architekturforschung professionell mündlich und schriftlich zu präsentieren
Das Modul Baugeschichte und Bauforschung beschäftigt sich im WS 2022 im Rahmen des Forschung-in-der-Lehre-Projekts „Das Letzte Haus. Die Via Appia Antica in Rom und ihre Sepulkralarchitektur“ mit ausgewählten antiken Grabbauten entlang dieser 312 v. Chr. angelegten Ausfallstraße der Ewigen Stadt. Im Fokus der Bauaufnahme stehen ein Tempelmausoleum mit besonders gut erhaltenen konstruktiven und dekorativen Details und benachbarte Vergleichsbauten. Darüber hinaus werden wir uns aber auch den Veränderungen, Zerstörungen, Umnutzungen und nicht zuletzt den Inszenierungen der Anlagen hier über die Jahrhunderte widmen – aber nicht nur denen der Grabbauten, sondern auch der Nutz-, Wehr- und Wohnarchitektur entlang der Appia.
Um die Studierenden nicht nur an die Bau- und Bautechnikgeschichte der römischen Antike, sondern auch an sehr aktuelle Themen wie „Planen und Bauen im historischen Bestand“, „REUSO“, „Archäologische Parks im 21. Jahrhundert“, „Overtourism“ etc. heranzuführen, besichtigen wir im Rahmen des Aufenthalts in Rom natürlich auch Bauten und Orte im Kontext: z.B. Ostia antica, Parco della Caffarella, Villa dei Quintili etc.
Allgemeine Lehrinhalte des Moduls
Bauforschung bedeutet die Rekonstruktion der gestalterischen Idee, die einem Gebäude innewohnt, re-agierend auf den kulturellen und gesellschaftlichen Kontext seiner Entstehung. Sie ist eine Art rückwärts aufgeschlüsseltes Entwerfen und gleichzeitig eine Möglichkeit, das Gebäude und seine spezifischen Lösungen kritisch zu diskutieren und zu bewerten - d.h. je nach Bauaufgabe Kriterien wie Aktualität, Nutzungsqualitäten, gestalterische Kohärenz, Nachhaltigkeit usw. zu hinterfragen. Die Methoden der Bauforschung und ihre Bedeutung für die dem Bauen vorausgehenden Tätigkeiten (Gutachten, Dokumentation, historische Bewertung, Koordination) in der Planung und Umsetzung von Interventionen am Bestand (Sicherung und Konservierung, Umnutzung, Umbau, Sanierung, Restaurierung, Rekonstruktion) sowie für die dem Bauen nachgeordnete, wissenschaftliche Betrachtung von Architektur sind Themen des Moduls.
Bei der Baudokumentation werden uns besonders bautechnische Details wie die verschiedenen Mauerwerke, das Bauen mit dem "römischen Beton" (opus caementitium) und Baustellenlogistik in der Antike etc. interessieren, in der Bauanalyse dann auch architekturhistorisch relevante Fakten zu Themen wie "Bau- und Funktionstypologien", "Sepulkralarchitektur" (Nekropole, Mausoleum, Katakombe), "Leben und Tod an der Via Appia" u.v.m.
!! Termine zum Modul werden immer Mittwochs ganztägig stattfinden, wir bitten dies in der Auswahl des Moduls zu berücksichtigen.
21.10. - 27.10.2022 Exkursionszeitraum in Rom exklusive Reisetage (siehe Ablaufplan Semester)
ca. € 600 - 650 voraussichtliche Kosten Reise + Unterkunft + Eintritte
Die Anmeldung erfolgt mittels der TISS-Bewerbungspools für Module im Masterstudium Architektur - die Zuteilung zu den einzelnen Kernfächern und empfohlenen Wahlfächern erfolgt dann in weiterer Folge im Zuge der Einführungsveranstaltung
Die Kommunikation zum Modul wird vorrangig über TISS-News abgewickelt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind angehalten entsprechende Einstellungen im LVA-Cockpit zum Erhalt von Nachrichten zu überprüfen. Eine Anleitung findet sich hier.
Beispiele von Baudokumentations-Ergebnissen pointcloud Modell Tomba Barberini ortho view fassade Tomba Barberini
Zur Minimierung des Infektionsrisikos im Rahmen der Lehrveranstaltung sollen eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt werden. Die Anmeldung zur Lehrveranstaltung wird als Einverständnis zur Einhaltung dieser Maßnahmen verstanden. Trotz der bestehenden Einschränkungen der Präsenzlehre an der TU Wien ist es das Bestreben des Forschungsbereichs Baugeschichte Bauforschung einzelne Teile der LVA im Rahmen der Möglichkeiten unter Präsenz der Studierenden abzuhalten.
ExkursionZentraler Bestandteil des Moduls Baugeschichte Bauforschung ist die direkte Arbeit am Objekt. Aus diesem Grund wurde bereits im Jahr 2020 eine Exkursion nach Rom abgehalten und wird auch in diesem Jahr eine solche angestrebt. Dort soll unter Verwendung verschiedener Bauaufnahmemethoden das Grundmaterial für die Arbeit im Semester gesammelt werden soll. Nach derzeitiger Situation scheint es möglich diese Exkursion abzuhalten. Als Kriterium ob eine solche Exkursion abgehalten werden kann werden einerseits die Bestimmungen der TU Wien gesehen, andererseits die Bestimmungen zur Reisefreiheit nach Italien. Sollte bei einer Reise nach Italien die Notwendigkeit einer Quarantäne für alle bestehen, wird die Exkursion ersatzlos gestrichen. Es liegt außerdem in der Verantwortung der Studierenden etwaige Nachweise (3G / 2G / 1G) für eine Reise nach Italien zu organisieren bzw vorzulegen. Es wird versucht finanzielle Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Reise möglichst spät einzugehen um bis kurz vor der Exkursion freien Handlungsspielraum zu haben, trotzdem soll ein Zeitpunkt festgelegt werden an welchem alle Buchungen fixiert werden sollen, welcher als "point of no return" verstanden wird. Trotz Minimierung des finanziellen Risikos für alle Beteiligten soll festgehalten werden, dass der Forschungsbereich Baugeschichte Bauforschung die TeilnehmerInnen der Lehrveranstaltung nicht für mögliche Anzahlungen und Buchungen entschädigen kann und wird! Im Vergleich zum WS2020 scheint es jedoch zum jetzigen Zeitpunk durchaus plausibel, dass Personen mit entsprechenden G-Nachweisen problemlos an einer Exkursion teilnehmen können.
AlternativeSollte sich die Infektionslage dahingehend verschlechtern, dass keine Exkursion stattfinden kann wird die Abhaltung der Lehrveranstaltungen mit einer "virtuellen Bauaufnahme" angestrebt. Trotz der Erfahrungen der vergangenen Monate steckt eine Abhaltung des Modul Baugeschichte Bau in dieser Form noch prototypisch in den Kinderschuhen, eine Abhaltung in dieser Form als work in progress gesehen um diese neue Lehrmethode im Anbetracht von distance learning zu entwickeln. Nach Möglichkeit sollen hier noch Mitglieder des Forschungsbereichs hoch aufgelöste Daten von Objekten im Arbeitsgebiet in Rom dokumentieren und diese dann durch Studierende rein digital bearbeitet werden. Sollte die Dokumentation vor Ort komplett ausgeschlossen sein, stehen Datensätze aus vergangenen Jahren in entsprechender Qualität zur Verfügung. Die Abhaltung des Modul Baugeschichte Bauforschung in dieser Form wird als absoluter Plan B oder C verstanden, sollte jedoch die Notwendigkeit bestehen, soll hier zumindest ein neues Feld der Lehre erkundet werden und in bestmöglicher Form Bauaufnahme und Baudokumentation als auch bauforscherische Analyse an die Studierenden vermittelt werden.
Lehre in WienAbseits der Exkursion wird die Abhaltung des Modul Baugeschichte Bauforschung in hybrid-Form beabsichtig. Um eine kollaborative Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden an den Objekten zu ermöglichen ist ein gewisser Austausch äußerst wünschenswert. So soll zumindest der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden, als auch die Diskussion zwischen Studierenden untereinander, durch Präsenztermine in Kleingruppen gefördert werden. Die erlaubte Personenanzahl wird hier noch vom Rektorat definiert. In dieser Form sollen insbesondere Nachbesprechungen der Bauaufnahme und Analyse des Objekts, Nachbearbeitung von Dokumentationsmaterial als auch die Betreuung des Seminars stattfinden. Frontal vermittelte Inhalte sollen kategorisch in einem online-Format stattfinden (Vorlesung Bautechnikgeschichte, Einführungsvorlesungen zu Methoden der Bauforschung, Laserscanning,...).
Durch die überwiegende Arbeit im Freien und mit kaum bis keinen Innenräumen an den Untersuchungsobjekten wird das Risiko einer Ansteckung innerhalb der Gruppe im Rahmen der Exkursion als geringer erachtet. Außerdem soll die Zusammenarbeit in Kleingruppen und die Vermeidung von Durchmischung bzw engem Kontakt zwischen den Kleingruppen zusätzlich eine Ausbreitung unwahrscheinlicher machen.
Weiters sollen folgende Maßnahmen implementiert werden:. Notwendigkeit eines 3G Nachweises für die Teilnahme an der Exkursion oder Präsenzveranstaltungen an der TU Wien. räumliche Trennung von Arbeitsgruppen während der Arbeit; möglichst räumliche Distanzierung innerhalb der Arbeitsgruppen. Desinfektion von Geräten bei Wechsel zwischen den Arbeitsgruppen; Kleingeräte werden pro Kleingruppe verfügbar sein. Registrierung aller Kontaktpersonen und möglichst ausführliche Dokumentation von Kontakten. Ausstattung von Lehrpersonal mit Mund-Nasen-Schutz bei der direkten Betreuung zur Vermeidung von Infektionsübertragung zwischen den Kleingruppen. Ernennung eines Corona-Koordinators zur Sicherstellung der Einhaltung von Schutzmaßnahmen.
Trotz aller implementierten Schutzmaßnahmen wird auf einen rücksichtsvollen und verantwortungsvollen Umgang aller Teilnehmer gesetzt um eine derartige Lehrveranstaltung möglich zu machen. Neben allen Vorkehrungen erfolgt die Teilnahme an der Exkursion und den restlichen Lehrveranstaltungen für alle Studierenden auf eigene Verantwortung. Es wird ausdrücklich gebeten, dass bei Auftreten von jeglichen Anzeichen einer Infektion wie u.A. Fieber oder respiratorischen Symptomen, jeder Beteiligte auf die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen verzichtet!
Bauaufnahmemappe (digital und analog), Seminararbeit, Vorlesungsprüfung
Erwartet werden Grundkenntnisse der skizzenhaften Architekturdarstellung und Plananfertigung
Erfahrung in Bauvermessung und Verschriftlichung von architektonischen Themen mit wissenschaftlicher Intention von Vorteil.
Vorlesungen und Übungen des Instituts für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege