Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage den Einsatz neuer Materialien in der modernen Architektur aufgrund ihrer Eigenschaften und Anwendungsgebiete zu planen. Weiters kennen die Studierenden die Grundlagen für parametrische und algorithmische Entwurfsprozesse und Formoptimierung.
Es wird im Gegensatz zu der Materialkundevorlesung (im Bachelor der Architektur) und Werkstoffe im Bauwesen (Bachelor Bauingeieurwesen) nicht auf die Standardbaustoffe eingegangen, sondern auf moderne Materialien in Verbindung mit parametrischer Planung. Es sollen die Themen „Material“ und „parametrische Planung“ zusammengeführt werden.
Ein gewohnter Zugang zur Tragwerksplanung ist der Bau von Modellen, die anschließend auf ihre Belastbarkeit mit gegebenen Materialeigenschaften überprüft werden. In mehreren Iterationsschritten nähern sich dabei Geometrie, Material und Entwurf, Schritt für Schritt an eine geeignete Lösung an. Pioniere wie Antonio Gaudi, Heinz Isler und Frei Otto haben diesen Zugang bereits früh umgekehrt. Häufig stand am Beginn ihrer Überlegungen nicht die Form selbst, sondern das Materialexperimente, die ihre Geometrie aus den gegebenen Rahmenbedingungen entwickeln konnten. So wurden Hängemodelle gebaut, bei denen Lasten in Form von Gewichten angebracht wurden. Mit jedem Ändern dieser Belastungsfälle, veränderten sich auch diese Hängemodelle und nahmen ideale Formen ein. Jede Variation, stellt ein Modell mit reiner Zugkraft dar. Die Umkehr dieser Formen führt zu Konstruktionen, die sehr leistungsstarke Formen bildeten. Vom heutigen Standpunkt aus, könnte man diesen Prozess als parametrischen Formfindungsprozess begreifen. Faszinierend daran ist, dass die Form sich aus der Anforderung heraus entwickelt.
Im Seminar wird die Formfindung mit der Software "Phänotyp" von Christoph Müller erfolgen.
Heute bereichert eine breite Palette von digitalen Werkzeugen unser Repertoir als Planer und Entwerfer. Ziel des Kurses ist die Vermittlung, Erforschung und Weiterentwicklung von zeitgenössischen Formfindungsprozessen mittels parametrischer und algorithmischer Tools, sowie physischen Materialversuchen. Wie können wir heute Konstruktionen aus Material heraus entwickeln? Wie verändern Materialeigenschaften die daraus resultierenden Formen? Wie können wir die Wechselwirkung zwischen Material und Form beobachten, verstehen, begreifen und schließlich nutzen?
Inhalte sind: Grundlagen (statisch und bauphysikalisch), Tragende Baustoffe, Versagensarten, weiters: Blender3d, evolutionäre Optimierung mit der Software "Phaenotyp" von Christoph Müller.
Projekttitel im WS22 ist: Moderne Variationen/Konzepte von "alten" bestehenden Stahlkonstruktionen. Dh, wie würde ein "Eifelturm" heute aussehen, oder eine alte Esienbahnbrücke, oder eine Halle mit Fachwerksträgern etc.
Am ersten Mittwoch, am 19.Oktober, werden die Grundlagen und die Verwendung der Software Blender3d und Phaenotyp gezeigt.
An einigen der weiteren Terminen wird es kurze Vorträge geben, ansonsten sind indiviuelle Projektbesprechungen vorgesehen.
Vortragende sind Karl Deix und Christoph Müller (Fachkonsulent für die Erstellung von 3D-Modellen)