Nach positiver Absolvierung der Lehrveranstaltung sind Studierende in der Lage, die Grundprinzipien der japanischen Architektur am Beispiel des japanischen Teehauses zu verstehen und in zeitgemäßer Form umzusetzen.
Hintergrund:
Das Jahr 2023 markiert das 150-jährige Jubiläum der Wiener Weltausstellung (1873), an der Japan zum ersten Mal nach seiner über 250-jährigen, freiwilligen Abschottung (Sakoku: 1603-1868) teilnahm. Die dort gezeigten Kunstgegenstände und architektonischen Modelle beeindruckten das Publikum nachhaltig und führten zu einer Welle des „Japonismus“ in Europa, deren Einflüsse bis heute fortdauern.
Auf den Spuren dieser kulturellen Wechselwirkungen widmet sich das Projekt „Learning from the Japanese Teahouse“ einem speziellen architektonischen Typus – dem japanischen Teehaus (Chashitsu), welches bereits seit hunderten Jahren als Ikone des japanischen Architekturschaffens gilt. Dabei werden zum einen auch heute noch zahlreiche Beispiele streng nach historischem Kanon geschaffen, parallel dazu haben sich aber auch viele japanische ArchitektInnen der – teilweise radikalen - modernen Neuinterpretation des Bautypus verschrieben.
In diesem Kontext werden wir uns mit der Frage auseinandersetzen, nach welchen Grundprinzipien ein Teehaus konzipiert ist und wie diese Konzepte in eine zeitgenössische Architektursprache übersetzt und für die heutige Architekturpraxis nutzbar gemacht werden können. Im Sinne des interkulturellen Austausches werden auch Parallelen zum Architekturverständnis von Adolf Loos aufgezeigt, das nachweislich von der japanischen Architektur beeinflusst war.
Bauplatz:
Den räumlichen Rahmen bildet der japanische Garten im Schlosspark Schönbrunn, dessen historischer Teil heuer sein 110-jähriges Bestehen feiert. Er wurde 1913 von Gärtnern des Schlossparks nach dem Besuch einer Gartenausstellung in London geschaffen und 1998/99 durch einen Trockengarten (Karesansui) und einen Teegarten (Roji) ergänzt. Aufgrund der Vorgaben des Bundesdenkmalamtes war die Errichtung eines Teehauses im denkmalgeschützten Schlosspark nicht möglich, daher wurde eine Plattform in der Größe eines Teehauses gestaltet (4,5 Tatami-Matten), welche für Teezeremonien genutzt werden kann.
Aufgrund der beiden Jubileen wurde nun eine temporäre Installation im Bereich dieser Plattform genehmigt, welche die historischen Verbindungen zwischen Österreich und Japan sichtbar machen und ein tieferes Verständnis für die japanische Kultur fördern soll.
Im Rahmen des Entwerfens werden verschiedene Kriterien, die für das Verständnis eines japanischen Teehauses wichtig sind, dargestellt und evaluiert.
Dazu gehören Vorträge über den historischen Hintergrund, die Verbindung zwischen Teehaus und Teezeremonie, die grundlegenden architektonischen Elemente, die Konzepte "Atmosphäre" und "Immersion" sowie zeitgenössische Beispiele und der Einfluss des japanischen Designs auf die westliche Architektur (z.B. Adolf Loos). Darüber hinaus werden wir den Bauplatz besichtigen und eine Teezeremonie besuchen, um den Zweck eines Teehauses besser zu verstehen. Auf der Grundlage dieses Inputs und ihrer eigenen Erfahrungen sollen die Studierenden eine zeitgenössische Interpretation eines Teehauses mithilfe von Moodboards, Skizzen, physischen und/oder VR-Modellen, entwickeln.
Besondere Aufmerksamkeit soll der Konstruktion und den Details gewidmet werden, um eine bauliche Realisierung im Maßstab 1:1 zu ermöglichen.
Ein Projekt wird im Rahmen der ergänzenden LVA "Entwerfen Integrative Weiterbearbeitung "Japanese Teahouse"" (5 ECTS) gemeinsam umgesetzt und während der Sommermonate im Japanischen Garten in Schönbrunn ausgestellt.
Anmeldung mit Portfolio und Motivationsschreiben (per Download-Link!) bis 24/02/2023 an: iris.mach@tuwien.ac.at
Termine und Korrekturen finden grundsätzlich Donnerstag nachmittags statt.
Vorläufiger Zeitplan:
02/03 Einführung (Anwesenheitspflicht)
09/03 Exkursion Schönbrunn (Anwesenheitspflicht)
16/03 Teezeremonie (Anwesenheitspflicht)
23/03 Korrektur
30/03 Konzeptpräsentation (Anwesenheitspflicht)
Osterferien
20/04 Korrektur technisches Konzept
27/04 Entwurfspräsentation & Jury (Anwesenheitspflicht)
04/05 Werkpläne
11/05 Werkpläne
18/05 Feiertag
Mai/ Juni: Bauliche Umsetzung (LVA 057.036 / 5 ECTS)
01/07 Eröffnung in Schönbrunn
Ausgehend von den Grundprinzipien eines japanischen Teehauses sollen die Studierenden mit Hilfe von Moodboards, Skizzen, physischen und/oder VR-Modellen einen kreativen Entwurf für ein zeitgenössisches Teehaus für den Japanischen Garten in Schönbrunn entwickeln. Der Entwurf muss besonderes Augenmerk auf Konstruktion, Material und Details legen, um eine bauliche Umsetzung im Maßstab 1:1 zu ermöglichen.
Die Studierenden sollten gute Vorkenntnisse in 3D-Gestaltung und Konstruktion, sowie handwerkliches Interesse und Geschick besitzen.